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Willkommen In Meiner Kleinen, Aber Feinen Welt!

  • : Unterwegs in meinem Leben!
  • : Unterwegs in wessen Leben? In meinem. Manche nennen mich Poetry Slammerin, Dichterin, Schauspielerin, Träumerin. Andere nennen mich tollpatschig, ein wenig naiv, herzensgut. Ich selbst nenne mich Daniela. Ich schreibe hier über Dinge die mich bewegt haben, bewegen oder vielleicht auch bewegen werden. Oft schreibe ich hier meine Gedanken auf, damit ich sie nicht vergesse. Manchmal sind sie nachdenklich, erheiternd oder etwas ganz anderes. Kommentiere, teile, trete mit mir in Kontakt. Ich freu mich auf dich.
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Irgendwie Mit Mir In Kontakt Zu Treten Ist Nicht Schwer

29. März 2015 7 29 /03 /März /2015 22:20

Es gibt Menschen, die gehen mehr nach dem Kopf. Die sind vernünftig, treffen Entscheidungen sachlich. Im Zweifel wird eine Pro und Contra-Liste erstellt und am Ende trifft man die Entscheidung für die Seite, mit mehr Punkten. Klingt logisch, klingt simpel und vor allem vernünftig. Kürzlich stand ich mit einem Freund vor einem Snackautomaten. Er war sich nicht sicher, ob er ein Twix oder ein Kit Kat nehmen sollte, also fragte er mich. Ich würde an seiner Stelle das Kit Kat nehmen, denn Kit Kat erinnert mich immer an 12-Uhr-Mittagspause in der Schule. Und dann war es nur noch eine Stunde, bis es bei Mutti zuhause Mittagessen gab. "Achja, stimmt. Du bist ja der emotionale Typ.", war seine Antwort auf meine Empfehlung. Er entschied sich für Kit Kat, weil da mehr drin war als im Twix.

 

Heute schrieb ich einen Text. Ich wollte ihm ein gutes Ende geben. Das hat beim ersten Anlauf nicht ganz so geklappt. Er ging traurig und deprimierend aus. Aber mir hat das Ende gefallen, obwohl es traurig war. Traurig bedeutet schließlich nicht schlecht. "Der Club der toten Dichter" geht alles andere als gut aus und doch ist dieses Filmende eines der besten, die ich bisher gesehen habe. Oder auf alle Fälle eines, was mich am meisten bewegt hat. Als ich meinen Text überarbeitete, fiel mir gegen Ende ein Reim ein, der mir gut gefiel. Allerdings würde die Geschichte dann gut enden. Ich habe lange überlegt. Es gefiel mir nämlich auch, einen Text mit einem bitteren Nachgeschmack enden zu lassen. Mein kleines, glitzerndes Quoteneinhorn, welches sich dauerhaft in meinem Herzen einquartiert hatte, stupste mit seinem Horn dann aber dauerhaft gegen meine Herzwand. Also habe ich das Ende umgeschrieben (keine Sorge, das "traurige" Ende habe ich aufgehoben. Mir gefällt es nämlich immer noch.) und jetzt bin ich irgendwie glücklicher.

 

Glückliche Enden sind mir wichtig. Sie sind mein Optimismusbestätiger. Ich sehe die Dinge gerne optimistisch. Natürlich nicht alles. Ich bin kein abgehobener, realitätsferner Optimist, aber ich betrachte verschiedene Angelegenheiten gerne von der sonnigen Seite. Zum Beispiel war ich dieses Wochenende elf Stunden mit der Bummelbahn quer durch Bayern bis nach Österreich und wieder zurück unterwegs. Was hat mir das ganze gebracht außer einer ziemlich heftigen Nackenverspannung? Zum einen einen wunderschönen Poetry Slam in Andelsbuch (Vorarlberg), nähe Dornbirn (alles in Österreich) und ein zweistündiges Bad in einer Badewanne. Ich habe mich noch nicht entschieden, was schöner war. Der Poetry Slam war super. Ich habe einen alten Bekannten wieder getroffen, den ich seit zweieinhalb Jahren nicht mehr gesehen habe. Es ist ein sehr gutes Gefühl, wenn man feststellt, das man einfach da anknüpft, wo man vor zweieinhalb Jahren, bzw. beim letzten Facebookchat von vor acht Wochen aufgehört hat. Außerdem habe ich gelernt, dass ein Acht-Punkte-Applaus wie ein wirklich gutes, quasi perfektes Körnersemmelchen ist. Es passt alles. Außen knusprig, innen weich und warm, aber weil es eben nur acht Punkte sind, ist es verbrannt. Ernsthaft? Wie niedlich ist diese Beschreibung für einen Acht-Punkte-Applaus?

Das Bad in der Badewanne war aber auch himmlisch. Seit zwei Jahren wohne ich in der Regensburger Altstadt und ich habe nur eine Dusche. D. h. Kerzen anzünden und die Sorgen entspannt zwei Stunden unter Schaum begraben, ist bei mir nicht drin. Als ich jedoch im Hotel mein Zimmer bezog und dieses Bad sah, dann musste ich meine Sorgen zwei Stunden lang mit Schaumtürmchen spielen lassen. Außerdem konnte ich singen, so laut ich wollte. Ein extra Aufkleber wies schließlich darauf hin.

 

Zum anderen habe ich gestern noch einen kleinen Stop gemacht, bevor es mich in die Heimat verschlug und war mit ein paar Leuten im Kino. Wir haben uns "Kingsmen" angesehen. Über diesen Film werde ich vielleicht noch eine Kritik schreiben, aber er ist fast zu absurd. Absurd ist in diesem Fall ein Kompliment in höchsten Tönen. Der Film ist glatt, elegant und absurd. Ich muss aber zugeben, dass Menschen mit warmer Empathie (so wie ich), sprich jemand der sehr offen und leicht mit anderen mitfühlen und deren Gefühle, Schmerzen, usw. nicht nur nachvollziehen und verstehen, sondern selbst irgendwie fühlen kann, mit Kopfschmerzen, Brüchen, Platz- und Schwusswunden usw. das Kino verlassen wird. Die Begeisterung über den Film wird jedoch überwiegen. Versprochen. Kleines Plus am Rande: er endet auch mit einem ... äh... Happy End...?

 

In diesem Sinne: mein Wochenende war wundervoll und ich wünsche euch einen mindestens genauso tollen, aber eigentlich besseren Start in die Woche. Einen Toast auf Happy Endings und einen doppelten Whiskey auf Happy Beginnings.

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31. Mai 2014 6 31 /05 /Mai /2014 18:41

Ein verdammt gefühlvoller Monat Mai geht zu Ende, mit mehr Höhen und Tiefen, als mir lieb ist. Aber er ist zu Ende und wenn ich jetzt so daran denke, was seit Anfang Mai geschehen ist, dann muss ich doch irgendwie lächeln, denn die Höhen waren wirklich verdammt unglaublich, märchenhaft herzerwärmend, tröstlich stützend und "Den grausamen Erstickungstod, wegen krampfartiger, nicht enden wollender Lachanfälle"-komisch. Und jetzt sitze ich hier und denke nach. Dabei gehe ich alte Fotoschachteln durch, lächle über verlorene Freundschaften und sinniere über alte Zeiten. Dabei fiel mir auch mein allererster Poetry Slam-Text in die Hände. Unten drauf steht ganz klein gekritzelt "4. Mai 2012 - Auch wenn dein BWR-Lehrer komisch schaut, das Publikum mochte dich." Ipso facto: Am 4. Mai 2012 hatte ich meinen allerersten Poetry Slam. Wenn ich jetzt an den vorübergezogenen Mai denke und an die letzten zwei Jahre plus den Mai, dann erkenne ich ziemlich eindeutige Parallelen. Wirklich verdammt unglaublich, märchenhaft herzerwäremend, tröstlich stützend und "Den grausamen Erstickungstod wegen krampfartiger, nicht enden wollender Lachanfälle"-komisch fasst Petry Slam emotional ziemlich gut zusammen.

 

Alles begann wie gesagt, bei diesem Schulslam. Der war gefühlsmäßig großartig. Dann ging es weiter mit dem den Wortspielen Weiden im JUZ und das war gefühlsmäßig noch großartiger. Eigentlich dachte ich, das passt mir so. Alles sei wunderbar. Doch plötzlich kam eine eigenartige Kettenreaktion in Gang. Ich qualifizierte mich für die Oberpfalzmeisterschaften, lernte wunderbare Menschen kennen und wurde ohne es wirklich zu wissen, aber definitiv gewollt in die Slamily hineinkatapultiert. 

Der 25-Stunden-Slam, der Poetry Slam in der Weidener Tiefgarage, Das Weinfest in Mönchgrün (Thüringen) und der Auftritt im Audimax Regensburg bleiben mir als die größten Events in Erinnerung, wenn ich es mal so überlege. Aber es sind nicht nur die großen Veranstaltungen, sondern die vielen kleinen Geschichten. Die Slamtime Poetry Slam Amberg, die Slams in Passau (die auch nicht zwingend klein sind), Erlangen, Forchheim, Neumarkt, Nürnberg, Schwabach, Dietenhofen Osnabrück (hehe) und Regensburg sind jedesmal genauso schön. Genauso freue ich mich jedes Mal, wenn mir die Stadt Weiden schreibt, ob ich nicht irgendeine Veranstaltung mit „jugendlichen, frischen, neuen Gedanken“ auflockern möchte oder das Schülercafé Weiden, in welchem meine allererste Moderation stattfand. Oder Eschenbach – Oh Eschenbach du meine Schulheimat für sieben Jahre und einzige Metropole im Umkreis von zehn Kilometern – Du hast mir zugetraut, ein eigenes Soloprogramm auf die Beine zu stellen und hast im Anschluss einen Poetry Slam zugesagt. Ein Danke reicht kaum aus, aber zu mehr ist die Deutsche Sprache leider nicht im Stande (abgesehen von Dankeschön und Vergelt’s Gott).

 

Wenn ich genauer drüber nachdenke, dann muss ich einfach ganz vielen Menschen ein ganz deutliches Dankeschön sagen! Allerdings meine ich dieses mal nicht meine lieben Leser (auch wenn ihr durchgehend wundervoll seid) und das wundervolle Publikum, sondern all die Slammer, die bis jetzt meinen Weg gekreuzt haben. Ihr habt mich gestützt, als ich vor Lachen kaum gehen konnte und getröstet, wenn ein oder sogar mein eigener Text, mich zum Weinen gebracht hat. Mit euch sang ich Backstage Duette aus Moulin Rouge. Ihr nehmt mich in den Arm. Niemand ist so liebevoll doppeldeutig, wie ihr.

Ich bin euch dankbar, dass ihr mit dem Publikum und dadurch auch mit mir eure Geschichten, Gedichte und Erzählungen teilt. Ich bin euch dankbar, dass ihr mich kritisiert und mich verarscht. Ich bin euch dankbar, dafür dass ihr mich so annehmt, wie ich bin. Denn das ist ein ganz entscheidender Punkt – natürlich kann nicht jeder jeden mögen. Everybody’s darling is everbody’s depp. Aber wenn ich bei euch bin, dann muss ich mich nicht verbiegen, sondern lasse einfach den kleinen kreativ-kuriosen Teil Daniela raus, den ich am liebsten an mir hab. Weil ihr es hinnehmt. Und dafür danke ich euch. Genauso dafür, dass die, die ich gefragt habe, tatsächlich sofort gesprungen sind, als ich mal nur zart, wie ein Schneeglöckchen nach einem antarktisgleichen Winter, angefragt hatte, ob ihr eventuell Interesse hättet, bei Gelegenheit vielleicht bei mir in Eschenbach und Weiden aufzutreten. Eure Begeisterung vor und nach dem Poetry Slam hat mein kleines Träumerherz zu einer schon fast pervers großen Bassdrumm anschwellen lass, welches mir nicht nur bis zum Hals sondern vom äußersten Zehennagel bis in die letzte liebevoll gehegt und gepflegte Haarspitze schlug.

Danke Enrique, Ingo, Michl, AIDA, Karla, Mon Chen, Felix, Eny, Sage, Martin, Heide, Martin, Florian, Ko und ihr vielen anderen „Neu-Dichter und Denker“. Ohne euch wären die letzten beiden Jahre nur halb so schön gewesen.

 

Slam-Collage.jpg

 

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Song zur Überschrift:

Wise Guys - Alles im grünen Bereich

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3. April 2014 4 03 /04 /April /2014 21:43

Männer könnten niemals auf High Heels laufen und Frauen haben Probleme damit, Krawatten zu tragen. Interessant wird es, wenn man High Heels und Krawatte trägt. Warum? Naja weil man(n) oder besser frau oder noch besser ich es kann.

 

Nachdem im November das Projekt "Soloprogramm" erfolgreich gelaufen ist, durfte ich nun in Eschenbach meinen ersten Poetry Slam halten, quasi den Ersten Eschenbacher Poetry Slam. Und es war absolut bombastisch. Trotz der leichten Nervosität am Anfang war ich einfach nur überrascht und berauscht und heiser.

 

Eschenbach ist eigentlich ein kleines, ruhiges Nestchen im westlichen Teil des Landkreises Neustadt/Waldnaab. Mit dem Zug nur zu erreichen, wenn man bis Pressath fährt und sich ab dort ein Taxi nimmt oder sich abholen lässt. Abends um halb sieben sind die Bürgersteige hochgeklappt und alles ist entspannt ruhig. Nur die Eisdiele hat noch geöffnet. Und das Malzhaus, denn da fand der Poetry Slam statt. Was passiert also, wenn elf Poetry Slammer aus ganz Bayern und zwei Moderatoren aus der Umgebung auf die entspannten,  oberpfälzisch-heimatverbundenen Einwohner rund um Eschenbach treffen? Ich kann es nicht anders ausdrücken als mit "Party like a boss!"

Es war absolut gigantisch! Es war Wahnsinn! Es war unglaublich! Und mir fehlen die Worte.

 

Das Eschenbacher Publikum hat mich gestern komplett überrascht. Ich saß in der ersten Reihe und teilweise dachte ich wirklich, dass ich gleich vom Stuhl fliege. Die Eschenbacher haben geklatscht, gejohlt und gemeinsam für und mit Gras revolutioniert ("Gebt das Gras frei!" ist seitdem eine Dauerschleife in meinem Kopf; [Text: Felix Kaden, Erlangen]). Außerdem haben sie wirklich fair bewertet! Auch wenn meine Stimme im Laufe des Abends immer schlechter und weniger wurde und meine Kopfrechenkünste es meiner Stimme gleich tat, so war es ein rundum wegbebender Abend!

 

Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich an die einzelnen Texte gar nicht mehr wirklich erinnern, denn der Abend lief wie im Rausch an mir vorbei! Dennoch weiß ich noch, dass Ingo Winter (Lauf, und zwar wirklich Lauf!) auf sehr humorvolle Art viel von Sparsamkeit sprach, Florian Plößner (Oberbibrach) seit vier Jahren auf die Wirtschftsschule für Hexerei und Zauberei geht  und Martin Hönl (Dietenhofen) aus Langeweile gerne ein Schnitzel is(s)t. Eny42 (Amberg) betete (heißt es wirklich "betete"?) für mehr Hirn für unsere Regierung (VerArmen!), Florian Böhm (München) nennt sein erstes Kind Eduard. Sollte es ein Mädchen sein, dann heißt sie eben auch Eduard und das alles nur wegen Eduard Zimmermann. Flach Mann (Amberg) lässt beim Speed Dating gerne seinen inneren Goethe, Holländer, Bill Murray, Tom Hanks oder Reinhold Beckmann raushängen. Katharina Stark (Weiden) freut sich in Australien über eine Scheibe Leberkäs, dafür weniger über die Zeitaufsichtsbehörde und Enrique (Regensburg) greift lieber nach den Sternen als den Mond, denn Mond besteht aus Käse und den kann man sich auch im Supermarkt kaufen.

Drei großartige Slammer fehlen jetzt aber noch. Heide Roser (Nürnberg), Denise (Lauf) und Felix Kaden (Erlangen, und zwar wirklich Erlangen!). Sie schafften es mit ihren Vorrundentextenn ins Finale. Heide Roser erinnerte sich an vergangene Liebe und setzte sich dann für den Abstinentismus ein (den ich übrigens sehr empfehlen kann!). Denise killt einfach ihre Rivalinnen, denn nur eine darf ihren Angebeteten haben (und das ist sie selbst). Im Finale beschreibt sie das Leben eines lebenslänglichen Außenseiters und was passiert, wenn niemand an ihn glaubt. "Gebt das Gras frei!" schallte vom Publikum durch den Raum, als Felix Kaden sie alle zu einer lustigen Gras-Revolution anstachelte, im Finale dann aber ganz andere Töne anschlug und mit "Du bist der Boss!" quasi das Gegenstück zu Denises Geschichte stellte.

 

Felix Kaden hat "das Ding" dann mit nach Hause genommen. In diesem Fall ist "das Ding" ein Regenschirm der Stadt Eschenbach (was ich persönlich für einen sehr originellen und süßen Preis halte). Danach folgen Denise und Heide Roser. Letztendlich ist es aber egal, wer gewonnen hat, denn der Abend war so fantastisch, dass es für alle ein Gewinn war. (Und das klingt so unheimlich hochgestochen, dass es mir gerade hochkommt, aber anders weiß ich es echt nicht auszudrücken. Mit einem leicht irren Dauergrinsen sitze ich hier und schreibe den Text und denk mir nur "Wow!")

 

Ein herzlicher Dank geht nochmal an die VHS Eschenbach, die gestern schon versprochen haben, das ganze auf jeden Fall zu wiederholen! Und an Simon Lamche, den Tontechniker von Lower Market, der den Sound perfekt abgemischt hat! Und (es hängten echt viele Leute an so einem Slam im Hintergrund) Danke an meinen liebsten Fotografen, der die tollsen Fotos macht und überhaupt ganz wunderbar ist!

UND - den werde ich nicht vergessen - meinen unglaublichen Moderationspartner Daniel, der immer dann eingesetzt, wenn meine Stimme und/oder Kopfrechenkünste versagt haben! Danke Danke Danke! Eschenbacher-Slam-Gruppenbild--2-von-2-.jpg

 

 

 

P.S. I love April. (Bild unten)

 

Poetry-Slam-ESB-April.jpg

 

 

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Song zur Überschrift:

Pharrel Williams - Happy

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11. November 2013 1 11 /11 /November /2013 19:49

"Ohne das komödiantische Talent von Daniela Plößner wäre die Lesung am Freitagabend im Malzhaus zu einem seelischen Striptease geworden." (Der Neue Tag, 11.11.2013 "Poetry ohne Slam - Daniela Plößner überzeugt bei ihrer ersten Lesung")

Diesen Satz musste ich tatsächlich mehrmals lesen, bis ich verstand, was er zu bedeuten hatte.

 

Letzten Freitag war es endlich soweit. Freitagmorgens um halb neun klingelte mein Wecker. Ich schlug die Augen auf und mein erster Satz war "Fick die Waldfee. Heute bist du fälllig." Und dieser Satz entspricht ausnahmsweise mal nicht der künstlerischen Freiheit. Ich entschuldige mich deswegen jetzt schon für vergangene und folgende ordinäre Ausdrucksweise. Ich stand also auf, wusch mir den Mund mit Seife aus und frühstückte. Kaffee, Toast und Müsli. Anschließend putzte ich die Wohnung und überlegte mir, was ich denn für abends noch brauchte. In letzter Sekunde fielen mir doch noch einige Dine ein. Ich bastelte ein Plakat, auf dem mein Blog stand (welches ich aber kaum halten konnte, weil meine URL zu lang ist) und ich musste noch einige Texte ausdrucken und in mein Slambuch kleben. Vor lauter Last-Minute-Erledigungen vergaß ich völlig, dass meine Geschwister Hunger hatten und ich auch etwas kochen sollte. In aller Hast gab es Bratkartoffeln und warme Bockwürste. Ich schlang eine Bockwurst im Stehen hinunter und strupfte Bratkartoffeln zwischen Tür und Angel aus der Pfanne, denn ich hatte auch noch einen Friseurtermin ausgemacht. Wenn ich beim Friseur bin, kann ich immer so wunderbar entspannen. Und das kam mir an diesem Tag gerade recht. Abgesehen davon, dass ich einen Friseur auch wirklich nötig hatte.

 

Beim Friseur angekommen, wurde ich aber doch nervös. Ich hatte meinen Termin verpeilt und kam eine halbe Stunde zu spät. Aber dank meiner lieben Friseuse (übrigens - Hair Fashion in Kirchenthumbach kann ich nur empfehlen ) sah ich trotzdem wunderbar aus. Sie hat sich, trotz Engpässen und meines Fehlers die Zeit genommen, mir eine wilde Lockenmähne auf den Kopf zu zaubern. Und das nur mit der Angabe "Naja nix allzu braves. Ich will irgendwie was Rockiges." meinerseits. Ich finde, sie hat ihren Job wirklich gut gemacht!

 

Kaum war ich zuhause angekommen, musste ich wirklich die dringende Frage klären "Was zur verdammt zugefrorenen Hölle ziehe ich an?" - Gott sei Dank kann ich mich bei solchen Fällen inzwischen auf meine kleine Schwester verlassen. Sie hat sich meine Klamotten, die ich mitgebracht hatte, angesehen und beschlossen, dass ich eine Jeans, ein weinrotes Printshirt und schwarze Highheels, zusammen mit meinen Schuh-Orringen, anziehen soll. Ich hab mir dann auch gar nicht weiter große Gedanken darüber gemacht. Und es sah auch gut aus. Also basst scho.

 

Während manch einer im Alter senile Bettflucht oder sowas entwickelt, entsteht bei mir, wenn ich nervös bin, senile Verwandschaftsflucht. Ich liebe meine Familie über alles, aber wenn ich einen Auftritt habe, dann machen die mich noch nervöser. Ich hab nicht die leiseste Ahnung, woran es liegt. Es ist einfach so. Dementsprechend musste ich dringend flüchten. Ich schnappte mir also mein Auto und fuhr nach Eschenbach. Bei einem meiner besten Kumpels fand ich dann Zuflucht. Ich wurde minimal ruhiger.

 

Eine Stunde vor Auftrittsbeginn (also um 18:30) wackelte ich mit High Heels über Kopfsteinpflaster bergab ins Malzhaus. Ich war schwer am Überlegen, ob ich nicht barfuß laufen sollte, entschied mich aber dagegen. Mir war der Boden doch zu kalt. Im Malzhaus waren die Vorbereitungen schon in vollem Gange. Das Team der VHS war schon dabei, die Bestuhlung herzurichten. Ich konnte es mir nicht nehmen lassen, ebenfalls Stühle vom zweiten in den dritten Stock zu tragen. Oder als mein Techniker kam, musste ich die Kabel und Boxen und das Mikro und was sonst noch alles dazugehört bis ganz nach oben tragen. Meine Lesung fand nämlich unterm Dach statt. (Und jetzt erinnert euch mal ganz kurz an mein Schuhwerk, das ich aufgrund der Kälte nicht ausgezogen habe ;-))

 

Und plötzlich - plötzlich war die Stunde rum und der Malzhausdachboden mit rund 40 Besuchern voll. Mein Puls verlangsamte sich, meine Atmung wurde kontrollierter und ich konnte loslegen. Ab diesem Zeitpunkt lief ehrlich gesagt alles ein wenig verschwommen ab. Ich gab meine Texte zum Besten, versuchte das Publikum zu unterhalten und glaube auch, dass ich es geschafft hatte. Von einer Reise über Redewendungen über pastellkotzgrüne Haare eines Impotenten über Call me maybe bis letztendlich als letzten Text vor der Pause (bei dem ich mich über diese fiese Toyota-Werbung letzten Herbst) beschwerte, gab ich 150 %.

Pause. Ein wenig Zeit zum atmen.

Weiter.

Beim Vortragen ist mir irgendwie aufgefallen, dass der zweite Teil ziemlich geschichtenlastig war. Ich hatte mein Buch viel in der Hand und es hatte mehr den Eindruck einer Lesung, als vorher. Bis zu diesem ominösen Kampf zwischen einer Körnersemmel und Lukas. Ganz ehrlich - ich selbst empfand diesen Text als absoluten Trashtext. Er war für mich selber ein Lückenfüller. Ein Text zum Zeitschinden. Als ich ihn dann aber vorgetragen hatte. Naja, was soll ich sagen. Das Publikum bog sich vor brüllendem Gelächter. Mein bester Freund fächelte sich in einer Affengeschwindigkeit Luft mit seiner Hand zu. Meine Schwester krümmte sich auf ihrem Stuhl und mein Vater gluckste die ganze Zeit munter vor sich hin. Das fand ich sehr witzig.  Das Ostseebrötchendrama  - Falls ihr Interesse habt es zu lesen. Bei Gelegenheit werde ich es auch vertonen. Dann könnt ihr es euch anhören. Wobei ich glaube, dass man mich für diesen Text live erleben sollte. Laut Zeitung schnitt ich Grimassen und wedelte mit den Armen. Dabei wirkte ich eruptiv wie ein Vulkan. Solche Komplimente bekomme ich nicht alle Tage. Zumindest glaube ich, dass es ein Kompliment ist. Ich fasse es auf alle Fälle einfach mal als solches auf.

 

Als ich dann zu meinem Disney-Text kam, dachte ich mir "Verdammte Axt! Das ist schon dein vorletzter Text... Der zweite Akt war viel zu schnell vorbei... Naja, kannst jetzt auch nix mehr machen." Während des Textes hatte ich noch eine Spontaneingebung und sorgte für meinen Traum von Haus und Garten inklusive Weber Kugelgrill für schallendes Gelächter. Danach wurde ich sogar gefragt, was ich gegen einen Weber Kugelgrill hatte. Um Gottes Willen - natürlich nichts. Ich finde grillen super und es gehört zu einem perfekten Familienleben im Vorort dazu!

Nachdem ich den Abend mit "Ohne Abschied" sehnsüchtig und wehmütig ausklingen lassen wollte, rief einer meiner besten Freunde (natürlich) Zugabe. Das restliche Publikum stieg nicht wirklich drauf ein, also war ich mir nicht ganz sicher, ob sie das auch wollten. Aber ich gab eine Zugabe und alle waren zufrieden. Und so schlecht konnte die Zugabe dann auch nicht gewesen sein.

Was das Zeitlimit betraf - so kam ich letztendlich auf zwei Stunden. Bei den Proben war es immer wesentlich weniger. Deswegwen danke an Eny für diesen wunderbaren Tipp. Ich habe mir auf jede einzelne Seite in rot "Langsam!" draufgeschrieben. So habe ich tatsächlich langsamer gesprochen. Das mache ich in Zukunft bei jedem Text :-D

 

Im Nachhinein gab's auf alle Fälle jede Menge Lob Lob Lob und Anerkennung. Ich unterschrieb noch ein paar Autogrammkarten (*grins*) und dann war der Abend gelaufen. Zumindest im Malzhaus. Zuhause hatte meine wunderbare Mama alles für eine kleine Aftershowrunde vorbereitet, zu der einige der Zuschauer noch mitgekommen waren. Als ich dann, später als alle anderen, das Wohnzimmer betrat, brachen alle nocheinmal in ohrenbetäubendem Applaus aus, was mich knallig rot anlaufen ließ. Aber ich war unheimlich gerührt. Vor allem, weil meine gesamte Familie mir immer wieder beteuerte, wie stolz sie auf mich waren.

 

Und jetzt das Tüpfelchen auf dem i: Im Frühjahr gibt es den ersten echten Poetry Slam in Eschenbach. Die VHS war so begeistert von der Lesung, dass ich jetzt meinen eigenen Slam habe. Und das hat mich ziemlich gefreut! Wenn nicht sogar ziemlich tierisch unglaublich!

 

Zum Schluss möchte ich noch ein paar Dankeschöns loswerden: Danke an das gesamte Publikum, aber jedem einzelnen davon, nich im Kollektiv. Danke an all meine Schulbekanntschaften, ob Lehrer oder ehemalige Grundschulklassenkameraden, die sich die Lesung angesehen haben. Danke an die Presse, die so schnell war, das bereits heute der Artikel im Neuen Tag erschienen ist. Danke an meinen Techniker Simon. Danke an meine wunderwunderbaren Freunde und meine Familie. Danke an meinen Schatz.

Danke.

 

Ich werde das jetzt alles erstmal sacken lassen müsen. Dann werde ich in Ruhe darüber nachdenken. Und wer weiß - vielleicht gibt es eine Wiederholung des Programms. Ich hab da sowas durchläuten hören, dass mich so manch Moderator gerne nach Amberg holen möchte, damit ich meine Lesung dort zum besten gebe. Das wäre dann vor völlig fremden Publikum... eine neue Herausforderung. Ich bin gespannt.

 

Achso - eines darf ich nicht vergessen.

Ihr lieben Menschen vom Theaterforum: Vielen lieben Dank, dass ihr mich so wunderbar und mit völlg unfairen, flüssigen Mitteln motiviert habt. Ja ich habe irgendwann an mich geglaubt, aber einfach weil ihr mir keine Wahl gelassen habt. Und das war gut so. Das nächste Mal glaube ich gleich an mich, dann habe ich am nächsten Morgen keinen trockenen Mund und einen brummenden Schädel. :-D - Aber trotzdem: Danke!!

 

 

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Song zur Überschrift:

Imagine Dragons - On top of the world

... (Wer hätt's gedacht.)

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31. Oktober 2013 4 31 /10 /Oktober /2013 20:11

Eine Woche bis zur Premiere von "Einmal Prosa zum Mitnehmen, bitte!" und mir drängt sich eine verdammt schwierige Frage in den Kopf.

"Was ziehe ich an?"

 

An alle Männer, die jetzt sowas denken wie "Typisch Frau." DAS IST EIN VERDAMMT SCHWIERIGES PROBLEM, WAS MIR TATSÄCHLICH NACHT FÜR NACHT DEN SCHLAF RAUBT!!! Einal-Prosa-zum-Mitnehmen--bitte-.jpg

Okay ich gebe zu, das mit dem Schlaf rauben ist vielleicht etwas übertrieben, aber ich habe wirklich erst vor kurzem kapiert, dass es jetzt kein Zurück mehr gibt. Ich werde nächsten Freitag tatsächlich auf der Bühne stehen und eine Lesung/ein Soloprogramm halten. So richtig klar wurde es mir, als die Plakate gedruckt wurde. Bzw. als es fertig entworfen war. Ich habe das unglaubliche Glück, meinen persönlichen Haus- und Hoffotografen/-designer zu haben und er macht wirklich fantastische Bilder und dementsprechend auch fantastische Dinge, die man mit Bildern anstellen kann. Ich empfehle ihn also dringend weiter! Eines schönen nachmittags/frühabends entstand auf jeden Fall dieses Bild, an dem ich an einen Pfosten gelehnt sitze. Einige Zeit später entstand dann dieses wunderbare Plakat, dass jetzt an diversen Türen/Plakatwänen in Eschenbach und Umgebung hängen soll. Ich persönlich habe noch keines gesehen und finde es glaub ich ganz gut so. Sonst würde ich noch nervöser werden. 

 

Dann dachte ich ja eigentlich, dass sich sicherlich keine zwanzig Personen finden, die bereit sind Geld zu zahlen, um mich irgendwas brabbeln zu hören. Naja es sind anscheinend doch mehr als zwanzig und die VHS hat sogar Angst, dass die Plätze nicht reichen. Das glaube ich nun doch nicht so wirklich. Ich weiß, dass Freunde und Familie kommt um mich zu sehen, aber sonst... Der Gedanke, dass "Fremde" kommen, damit sie mich meine Poetry Slam-Texte vortragen hören irritiert mich ein wenig. Ich meine klar, bei Slams ist das auch so. Aber doch wieder nicht, denn schließlich kommen die nicht, damit sie mich sehen, sondern weil Poetry Slam einfach eine verdammt coole Sache ist! Und da hört man den ganzen Abend verschiedene wunderbare Menschen Texte vortragen. Und unter anderem eben auch mich.

 

Das klingt jetzt so, als würde ich mich in diesem Blog schlecht reden wollen - keine Sorge so ist es nicht. Ich finde selbst, dass ich einige echt coole Texte habe und ich trage meine Texte auch gerne vor, aber trotzdem wirkt das alles wahnsinnig surreal. Selbst für einen Träumer wie mich.

 

Aber ich bin zum ersten Mal in meinem Leben über längere Zeit alleine auf der Bühne. Ich habe keine Schauspielkollegen, die mir meine Stichwörter zuwerfen. Niemanden, auf den ich mich konzentrieren kann. Da stehe nur ich und das macht mir ein wenig Angst. Aber es ist keine gruselige Angst. Also Oskar steht nicht hinter mir und kratzt mit seinen Fingernägeln über eine Schultafel, nein. Es ist eine Art freudige Erregung. Es kribbelt überall, wie Schmetterlinge. Bzw. es kitzelt, als hätten sich tausende Raupen in meinem Bauch eingenistet. Und diese Raupen sind sich noch unsicher, ob sie zum Schmetterling werden wollen. Wenn wohlige Schauer meinen Rücken hinabhuschen und sich alle Härchen an meinem Arm aufstellen. Aber ich kann dabei nicht aufhören zu grinsen. So in etwa. Und das ist ein ziemlich komisches Gefühl. Aber nett.

 

Also: Wie bereite ich mich auf das Spektakel nächsten Freitag am besten vor? Zuerst muss ich mir mal eine Playlist erstellen, bei der ich a) mitsingen kann und b) die mich motiviert. Ein bisschen hab ich damit schon angefangen. Und es lenkt mich von meiner Nervosität ab. Unter anderem sind "Top of the world" von Imagine Dragons und "I'm so excited" von The Pointer Sisters dabei. Ich habe jetzt schon ein bisschen Mitleid, mit meinem besten Freund, der mir für die Stunde vorm Auftritt in seiner Wohnung Zuflucht gegeben hat, damit ich mich mental darauf vorbereiten kann. Aber wer weiß. Vielleicht lautet der Titel nach der Lesung ja "‘Cause I’m on top of the world, ‘ay"!

Bis dahin werde ich mal meinen Kleiderschrank plündern und mit meiner Figur hadern. Und meine Texte nochmal lernen. Und singen üben. Und in Amberg auftreten. Und zum Friseur gehen.

 

 

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Song zur Überschrift:

The Pointers Sisters - I'm so excited

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12. Mai 2013 7 12 /05 /Mai /2013 16:32

Oder eben auch nur für einen Abend/eine Nacht.

 

Wie immer, wenn ich mich spontan auf ein Slam-Abenteuer einlasse, beginnt es mit einer Frage: "Daniela hast du Zeit am ____ in ____ aufzutreten?" Dieses Mal fragte mich der wunderbare AIDA (das klingt, als ob ich einen mittelklassigen Kindershowzauberer ankündige :D) ob ich am Samstag, den 11. Mai Lust hätte, beim 2. Literarischen Weinfest in Mönchgrün aufzutreten. Hm ja an sich schon - aber wo um Gottes Willen ist Mönchgrün? Mönchgrün gehört zur Gemeinde Görkwitz und liegt in Thüringen. Na gut - dann mache ich mich eben spontan auf den Weg nach Thüringen. Ist ja gleich ums Eck.

 

So fuhr ich also Samstagmittag mit dem Auto nach Kemnath-Neustadt und dann weiter nach Kulmbach. In Kulmbach wurde ich von Mon Chen und Luise am Bahnhof aufgegabelt. Nachdem wir einen kleinen Schock auf der Autobahn gut verdaut hatten, fuhren wir die nächste Autobahnausfahrt hinab und standen irgendwo im Wald. Wir fuhren durch Möschlitz und andere kleine Dörfer und standen irgendwann in Mönchgrün. Mönchgrün hat 13 Häuser, 5 Apfelbäume, einen Birnenbaum, eine Kirche und einen Dorfteich. Es war also alles recht überschaubar. Dirk, der Ansprechpartner für uns Slammer und augenscheinlicher Mithauptorganisator, hat uns erstmal ein Glässchen Wein hingestellt, nachdem wir angekommen waren. Es war ein sehr leckerer Apfelwein.

 

Nach und nach sind dann alle Slammer eingetrudelt und der Dorfplatz füllte sich langsam aber sicher mit gut 200 Leuten. Das war wirklich gigantisch. Das Weinfest wurde komplett von den Mönchgrünern auf die Beine gestellt und organisiert und Besucher kamen aus allen möglichen Orten im Umkreis. Ich war wirklich geplättet. Bevor der Slam schließlich los ging, stellten Dirk und AIDA die verschiedenen Stände mit den verschiedenen Weinen und Produkten aus der Heimat vor. Herrlich zum anhören (Funkmikrofone brauchen nämlich kein Kabel und ich saß im Festzelt) und zusehen (sobald sie denn in Sichtweite waren).

 

Dann der Poetry Slam - ein Traum! Wirklich!

Abgesehen davon, dass die Stimmung von Glas zu Glas bei den Poeten und beim Publikum lustiger wurde - am Anfang stellten sich Anna und Nele beide elf Jahre alt aus Mönchgrün auf die Bühne und preisten die Vorzüge des Apfels und des daraus entstehenden Weines. Sehr süß! Ich war hin und weg und hätte beide gerne als kleine Schwestern mit nach Hause genommen. Dann habe ich mich daran erinnert, dass ich zu Hause selbst einen solch kleinen Treibauf habe und so durften Anna und Nele in Mönchgrün bleiben. Und ich war dieses Mal nicht die erste, die aufgetreten ist. Diese Ehre habe ich Juri überlassen. Ich habe mich dann einfach als zweite angeschlossen. Bevor wir allerdings unsere Texte vortragen durften, mussten wir spontan entstandene Vierzeiler über Mönchgrün, Mönchgrüner Äpfel oder Wein zum Besten geben. Mein erster Vierzeiler lautete wie folgt:

 

AIDA hier mein Dank gebührt

Denn er hat mich hier her geführt

Wo Apfelbäume rosa blühn

Im märchenhaftesten Mönchgrün

 

Herrlich. Das Publikum hat sich total gefreut und war überglücklich. Da ich ja auch aus Bayern komme, habe ich mir gedacht schieße ich noch einen kleinen Vogel ab und hoffe, dass ich die bayerischen Grenzen jemals wieder überschreiten darf, ohne dass es jemand merkt, denn ich setzte gleich einen zweiten Vierzeiler nach.

 

Brätel im Brötchen und Rostbratwurst

Mönchgrüner Wein löscht schlimmen Durst

Ich bin heute Abend sehr gerne hier

Und verzichte freiwillig auf Bayerisches Bier

 

Also Brätel im Brötchen ist eine ganz einfache Steaksemmel und mit dem Verzicht auf mein Heimatbier wurde ich von den Dorfbewohnern allerliebst ins Herz geschlossen. Einer meinte sogar, dass ich auch hier in Mönchgrün bleiben darf, sollten mir die Tore ins weiß-blaue Bayern verschlossen bleiben. Das fand ich herzallerliebst. Ehrlich!

Vorgetragen habe ich letztendlich die Redegewandte Lebensweisheit. Der Text kam auch super an. Ich habe ihn auch mit einer kleinen Dorfgeschichte eingeleitet. Naja was heißt Geschichte. Ich habe nur gesagt "Ich komme aus Oberbibrach. Das ist ein bisschen größer als Mönchgrün, aber nur, weil es mit Mittel- und Unterbibrach zusammengewachsen ist." Und dann haben die gelacht. Ich war selbst richtig begeistert!

Während meines Textes hat bei einem Zuschauer dann das Handy geklingtel - Schande über Dich! Ich habe brav gewartet, bis es ausgeklingelt hat, dann hat AIDA ihm sein Handy abgenommen und ich habe ihn weiter angestarrt. Nur angestarrt und geschwiegen. Dann habe ich nur schulterzuckend gemeint "Aber wisst ihr was toll ist - ihr hier in Mönchgrün habt Empfang. Ich zuhause nicht." Und dann haben die gelacht. Ich war richtig begeistert!

 

Auch die Texte von Juri, Marlene, Mon Chen, Luise, Tom, Gerard, Matthias, Andreas und Sebastian waren herrlich. Ich hatte so viel Spaß gestern Abend! Und ich wäre beinahe stolze 25 %-Pächterin eines Apfelbaumes in Mönchgrün geworden. Bei dem, vor der Kirche.

Die fünf Apfelbäume, die in Mönchgrün stehen, wurden versteigert und die Erlöse flossen in die Veranstaltungskasse, damit man so etwas überhaupt auf die Beine stellen konnte. Die ersten Bäume gingen so ungefähr zwischen 45 und 60 € weg - bis auf den letzten Baum. Diese Preise lagen zuletzt auch an AIDAs Gebotsinterpretationen. Irgendwann hat sich niemand mehr getraut sich an der Nase zu kratzen, da das als neues Gebot gewertet wurde. 

Wie gesagt - der letzte Baum - der Baum vor der Kirche mit dem Segen von oben und den himmlisch schmackhaften Äpfeln. Ich habe angefangen zu bieten. Ich wurde überboten. Bei 30 € stieg Luise mit ein und wir boten gemeinsam für den Baum. Wir wurden überboten. Dann stieg Gerard mit ein. Wir wurden überboten. Zuletzt stieg Tom noch mit ein. Wir wurden überboten. Die beiden Mönchgrüner (die übrigens sowieso schon Festsponsoren waren) wollten uns den Baum nicht überlassen. Bei 85 € dachten wir schon, der Kirchenapfelbaum geht an uns Poeten aber Nein - es wurde auf 90 € geboten und wir wurden damit überboten. Der Apfelbaum bleibt in Mönchgrün. 

Als Pächter eines Apfelbaumes hat man Anspruch auf die Äpfel, die daran wachsen, oder auf den aus den Äpfel entstehenden Apfelwein. Tja - vielleicht versuche ich nächstes Jahr mein Glück. 

Gewonnen hat den Slam schließlich Matthias. 

 

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Doch der Abend war noch lange nicht vorbei. Es wurde getanzt, gelacht, geschunkelt, gekuschelt und gesoffen. Auf Teufel komm raus. Und auch Met floß in Strömen, was ich einfach nur unheimlich lecker fand.

 

Mein persönliches Highlight des Abends war allerdings mein Duett mit AIDA. Wir saßen alle auf der Terasse vor dem alten Gehöft, in dem wir schliefen, und ließen es uns gut gehen. Also so ziemlich alle Slammer saßen da. Ich weiß nicht mehr wieso weshalb oder warum aber AIDA stimmte plötzlich das Elephant Love Medley aus Moulin Rouge an und ich stimmte mit ein. Es war herrlich. Das Beste an der ganzen Sache - er ist der erste Mensch (und noch dazu ein Mann!) der a) diesen Film gesehen hat, b) ihn toll findet, c) die Musik daraus mag, und d) vollkommen auswendig mitsingen kann. Seitdem habe ich einen ständigen Ohrwurm von diesem Lied und ich könnte es den ganzen Tag trällern.

 

Wobei - das stimmt nicht ganz. Ein anderer Schlager spukt mir seit heute Morgen in meinem Kopf herum.

UpBAUMgirl - she's been living in her upBAUMworld

I guess she'd never had a backBAUMguy

usw. usw. usw.

Wieso Baum? Weil Baum, ebenso wie 42 die Antwort auf alles ist. Und weil Gerard tatsächlich einen Mönchgrüner Apfelbaum alleine ersteigern konnte. Aber solange wir keine Trippenwitze (Kennt irgendjemand die Stadt Triptis?) machen, ist noch alles im grünen Bereich.

 

Zuguterletzt (das sage ich, je näher die Theateraufführung rückt übrigens sehr häufig) bleibt mir nur noch eines zu sagen.

Ich danke Dirk, Luise, Mon Chen, Gerard, Sebastian, Matthias, Andreas, Tom, Juri, AIDA und allen Mönchgrünern für diesen wunderwunderwunderbaren Abend, für das herrliche Frühstück und die einfach triptich geile Zeit!

 

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Song zur Überschrift:

Ewan McGregor, Nicole Kidman & Alessandro Safino - Elephant Love Medley (Soundtrack Moulin Rouge)

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20. April 2013 6 20 /04 /April /2013 00:06

Ich weiß ja nicht, ob es nur mir so geht, aber wenn ich so richtig megahammersuperwahnsinnsfuckindrecksaugeil glücklich bin, dann brauche ich Stille, um dieses Gefühl zu begreifen. So wie jetzt gerade.

 

Heute (bzw. eigentlich schon gestern Abend) war der Poetry Slam in der Tiefgarage im Weidener City Center und ich durfte daran teilnehmen (Die Geschichte wie es dazu kam, findet ihr hier i'm sitting here in a boring room ). Das ist auf jeden Fall eine echte Ehre für mich. Gemeinsam mit Volker Strübing, Volker Surmann, Fatima Moumouni, Pierre Jarawan und Pauline Füg auf einer Bühne stehen zu dürfen - WOW! Da geht meine Artikulation flöten. Strompost Kollektiv waren als Band ebenfalls der absolute Hammer und über das Moderatorenduo Felix Römer und Christian Ritter verliere ich am besten gar keine Worte, denn diese Moderation ist echt schwer zu toppen.

 

Ehrlich gesagt kann ich jetzt auch gar nicht so viel schreiben, außer:
Es war geil!

 

Ich saß auf meinem Stuhl. Neben mir saß ein etwas älterer Herr. Plötzlich sagt er so "Ja, die meisten Slammer kommen mir bekannt vor. Nur die Daniela Plößner, die sagt mir gar nix. Bin mal gespannt, wer das ist." Tja. Da musste ich etwas lachen.

 

Da keiner als erstes auftreten möchte, viel dieses zweifelhafte Glück "der Lokalen unter den Slammern" zu. Es wurde ber von der Losfee mit wunderschönem Krönchen tatsächlcih gelost. Kurz - sie hat mich gelost. ch hab wirklich gedacht mein Herz bleibt stehen. Bis ich festgestellt habe, dass es tatsächlich stehen geblieben ist. Erste? Ich? "Nein Nein Nein Nein Nein Fuck Nein Scheiße Nein." ist ziemlich wörtlich das, was ich mir in diesem Moment gedacht habe. Und vielleicht noch "Fuck Fuck Fuck." Aber gut. Irgendjemand muss der erste sein. Bekannterweise werden die Ersten dann auch die Letzten - ich habe das natürlich gemacht, man kann ja nicht einfach von irgendwelchen Naturgesetzen abweichen. Aber mit 36 von 50 erreichten Punkten bin ich eine stolze erste Letzte. Vor allem, weil mich die Zuschauer so lieb auf die Bühne geklatscht haben, dass ich fast Pipi in den Augen hatte.

 

Ich habe dann den  Anti-Potenz-Irokese gelesen. Wie gesagt für den ersten Text, fand ich ihn wirklich gut. Da "Lukas" tatsächlich im Publikum anwesend war, war das vor allem für seine Sitzreihe, sowie die davor und dahinter sehr sehr lustig. Einige andere Zuschauer, die sowohl "Lukas" als auch mich kennen, gingen in der Pause zu "Lukas" und fragten ihn, ob er denn vielleicht die Vorlage für "Lukas" sei. (Also falls sich jetzt jemand fragen solte, warum ich "Lukas" ständig in Anführungszeichen setze - hier die Erklärung: "Lukas" heißt nicht "Lukas". Lukas entsteht, wenn man den Namen meiner beiden besten männlichen Freund kreutzt. Was jetzt nic ht bedeutet, dass der eine Ludwig und der andere Kastrian heißt oder so. Wobei Kastrian für ein echt doofer Name ist. Aber nein, er heißt auch nicht Kaspian.)

Auf alle Fälle bin ich mit meiner Leistung des Abends völlig zufrieden!

Nein ich bin mehr als zufrieden.

 

Ich bin megahammersuperwahnsinnsfuckindrecksaugeil glücklich.

 

Mir fallen wirklich nur fünf Buchstaben ein

D - A - N - K - E

und ein Ausrufezeichen

!

 

Es ist mir jedesmal auf's neue eine übergroße Freude auf die Bretter, die die Welt bedeuteen zu steigen und mit euch meine Gedanken teilen zu dürfen.

 

 

P.S. Ich weiß der Bericht über den Slam fällt etwas dürftig aus, aber ich bin müde, mein Kreislauf ist schon seit einer Stunde im Bett und meine Augendeckel fallen langsam oder sicher Richtung Bauchnabel. Gute Nacht ihr Lieben. Ich hab euch lieb und man sieht sich!

 

 

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Song zur Überschrift:

Sportfreunde Stiller - Applaus Applaus

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15. Dezember 2012 6 15 /12 /Dezember /2012 14:06

Was für eine Nacht! Geslammt, gekuschelt und gelacht!

 

Es gibt eine Welt, für die ich wie geschaffen bin, und das ist die Welt des Poetry Slams. Ja das klingt jetzt wieder sehr poetisch, aber es ist wahr. Ich bin einfach nur hin und weg und dann wieder da. Aber das lag heute nicht nur am Slam. Es lag allgemein an meiner Umgebungsstimmung – aber am besten Mal von vorne.

 

Ich war gestern schon den ganzen Tag ziemlich aufgekratzt. Endlich geht’s mal wieder nach Weiden. Erst Dienst machen in der Therme und dann Homeslam und sich dann vor den heimischen Kamin kuscheln! Mehr geht doch gar nicht.

Doch!

 

Auf der Heimfahrt hatte ich endlich mal wieder richtigen Radioempfang und mein Sendersuchlauf blieb bei Ramasuri stehen. Ich erinnerte mich sofort an meine Radiozeit und hatte schon total das Gefühl „heimzukommen“. Als ich in der Therme ankam, wurde ich mit den Worten „Also du bist echt die Letzte, mit der ich jetzt gerechnet hätte.“ begrüßt. Ach es ist doch immer wieder schön, wenn man weiß, dass man vermisst wird. Dann habe ich meine alte Trainerin (bitte das „alt“ nicht im Sinne von „alt“ verstehen, sondern sie hat mich jetzt seit bereits 15 Jahren im Schwimmtraining) getroffen und es war einfach irgendwie schön. Leider fiel aufgrund der Witterungsbedingungen die Wasserdisco in den Schnee, deswegen haben ein paar wachhabende DLRGler beschlossen, dass sie sich lieber den Slam als ein halbleeres Schwimmbecken anschauen. Erst habe ich es nicht geglaubt, aber dann waren sie plötzlich da. Und ich habe mich wirklich gefreut. Ich bin einfach nur dankbar!

 

Und der Slam überhaupt! That was unfucking fassbar!

Ich war endlich wieder daheim und konnte slammen. Da ich sowieso schon totale „Heimatgefühle“ hatte, war das dann irgendwie der Abschuss. Es war einfach unheimlich herzlich und lieb und ich fühlte mich einfach wohl. So absolut unfehl am Platz. Als würde ich dort hingehören. Großes Begrüßungsgruppenkuscheln und angedachte Rippenzertrümmerungen vor lauter Zärtlichkeit – das ist genau das, was ich will. Zwar war das JUZ minimalistischst besucht, aber es war dann einfach eine intime kleine Runde. Und das war schön. Es war einfach süß und knuddlig. So familiär. Keine Ahnung, mir gehen gerade die Adjektive aus, um das zu beschreiben. Ich verhalte mich bei Slams auch irgendwie völlig anders. Ich schwebe durch die Gegend wie die Gute Laune-Fee persönlich. Ich lache, umarme, freue mich alle wieder zu sehen. Alles in allem benehme ich mich wie ein Eichhörnchen auf Speed. Oder um es harmloser auszudrücken – Wie Hamy das Eichhörnchen (aus „Ab durch die Hecke“) auf Zucker.

 

Abgesehen davon, war es heute in derart geiles Programm. Das LineUp war einfach ein Kuchen mit den wunderbarsten Schokostreußeln, die die Bäckerei zu bieten hatte. Texte, bei denen die Emotionsgänsehaut gar nicht mehr wegging. Es war geil! Und außerdem hatte mein Bruder seinen ersten Auftritt. Das war das zweite Mal in meinem Leben, dass er mich sprachlos gemacht hat. Sein Text – WOW! Da klebte meine Kinnlade plötzlich auf meinen Kniescheiben. Und auch alle anderen Slammer! Ich fand's einfach geil. Und ich habe gelernt, dass es nur von Vorteil ist, wenn man seine Seiten durchnummeriert.

 

Auch meine Texte kamen gut an. Recht gut sogar. Es hat sogar für’s Finale gereicht. Eigentlich hat es sogar für Platz eins gereicht, was mich am ehrlich gesagt doch überrascht hat. Aber gut – ich werde das – mein – Publikum deswegen nicht verurteilen. Ich kann es nur immer noch nicht recht glauben. Zum zweiten Mal in Weiden und zum zweiten Mal erster Platz. Danke. Danke Danke Danke Danke Danke.

Kennt ihr das, wenn ihr etwas beschreiben wollt, aber euer Herz gerade platzt vor Freude und man deswegen keine Worte findet. – So geht es mir gerade.

Deswegen – kommt auf einen Slam! Schaut es euch an. Lasst euch entführen in eine wunderbare Welt der Worte. Es lohnt sich!

Aber das nur am Rande.

 

Natürlich sei der Moderator hier nicht unerwähnt. Sage Dragons (ich hoffe immer noch nur vorraussichtlich) letzter Slam in Weiden. Er macht’s einfach gut! Mehr braucht man dazu nicht sagen, weil ich es sowieso nicht beschreiben könnte.

Auf jeden Fall hatte er für den ersten Platz „Der kleine Hobbit“ als Preis im Gepäck und für Platz zwei und drei eine Flasche Sekt. Vorlaut wie ich bin, wähnte ich mich schon auf Platz zwei oder drei, weil ich auf den Alk heiß war. Aber ein Buch ist auch was ganz dolles… Ich hab mich dann auch bedankt mit den Worten: „’Der kleine Hobbit’ … wow.“ Aber es geht ja nicht immer nur um den Alkohol! Um das zu verdeutlichen verteilte Sage an alle anderen Teilnehmer noch GiveAways von der Bundeszentrale für Gesundheit mit der Aktion „Alkohol – Kenn dein Limit“. Das zu Lesen ist wahrscheinlich weniger lustig, aber in der Situation war es einfach nur noch zum Wegschießen.

Deswegen – kommt auf einen Slam! Schaut es euch an. Lasst euch entführen in eine wunderbare Welt der Worte. Es lohnt sich!

Aber das nur am Rande.

 

Danach fuhren dann fast alle Slammer, gute Freunde und ein bisschen Verwandschaft von mir zum Großen Goldenen M. Dort wurden neue Frisuren gezaubert, Gratis-Pommes abgestaubt und es wurde festgestellt, dass ich nicht giftig bin. Es war einfach zu schön um wahr zu sein. Ich mein es ernst! Kommt auf einen Slam, schaut es euch an. Lasst euch entführen, in eine wunderbare Welt der Worte. Es lohnt sich! Ich bin euch dankbar, die Slammer sind euch dankbar.

Und McDonalds ist es bestimmt auch.

 

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Song zur Überschrift:
Paul Kalkbrenner - Sky and Sand

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8. November 2012 4 08 /11 /November /2012 18:13

Guten Morgen meine Lieblingsmitazubine :)

 

bist du bereit, dir heute die geballte Ladung Poetry-Euphorie reinzuziehen? Mein Adrenalinspiegel ist ungefähr bei 150 % und meine gute Laune versetzt soeben den Mount Everest. Oder den Kilimanscharo. Oder die chinesische Mauer. Kann auch sein, dass ich mich heute mit dir in "Poetry Slam" (inzwischen eine gleichgestellte Sprache wie Deutsch und Englisch, nur noch nicht anerkannt) unterhalte.

 

What the fucking hell-Wir haben's geschafft!-Sind wir geil oder sind wir geil-Grüße von deiner Büronachbarin

 

Daniela :)

 

P.S. Essen wir heute bei IKEA? Ich brauch was richtiges, was nicht aus Schokolade oder Pizza besteht!“

 

Das habe ich an einem wunderschön nebligen Montagmorgen meiner Kollegin geschrieben, nachdem ich nach dem 25-Stunden-Poetry-Slam nach Hause gekommen und quasi tot ins Bett gefallen bin und 8 Stunden am Stück in einem Bett (!!!) geschlummert habe, wie Dornröschen.

 

Womit wir beim Thema sind:

24-Stunden-Poetry-Slam im Katharinensaal in Nürnberg, der eigentlich ein 25-Stunden-Poetry-Slam war, weil die Uhr von drei auf zwei wieder eine Stunde zurückgestellt wurde.

Ich kann es tatsächlich noch immer nicht wirklich fassen. Es ist noch ziemlich unwirklich. Alle die Gefühle und Stimmungen und „Nachbeben“ - unfassbar.

 

Aber am besten mal von vorne!

 

DIENSTAG, 23.10.2012

Eigentlich wollte ich von Michl nur wissen, wie das am Wochenende genau abläuft. Wenn schon mal ein 24-Stunden-Slam ist, dann will man sich den doch auch anschauen. Also habe ich naiv und blauäugig wie ich bin, Michl gefragt. Zurück kam keine direkte Erklärung sondern „Es ist noch ein Platz frei. Hast du Bock?“ Eigentlich hatte ich nicht wirklich Zeit. Hab mich dann auch vorerst dagegen entschieden, obwohl ich mich mit meinem Herzen (werden wir mal ein bisschen poetisch) dafür entschieden habe. Er hat gemeint ich soll drei Bier trinken. Ich hab darauf gemeint, er soll mir zehn Minuten Zeit geben.

Weil’s Spaß macht, habe ich auch noch Facebook mit in meine Entscheidung miteinbezogen „Slammen oder nicht Slammen – das ist hier die Frage.“ Es wurde ein paar Mal gefällt mir geklickt, aber es kam keine direkte Entscheidungshilfe. Mein bester Freund hat dann irgendwann geschrieben, ich sei für die Bühne geboren. Das fand ich sehr sehr süß.

Naja, das Ende der Konversation mit Michl war dann: Klein-Daniela macht beim 24-Stunden-Poetry-Slam in Nürnberg mit, der eigentlich ein 25-Stunden-Poetry-Slam ist, weil die Uhr von drei auf zwei wieder eine Stunde zurückgestellt wurde.

Problem an der ganzen Sache war aber noch, dass ich keine 15 Texte hatte. Also habe ich mich in eine Serientextproduktion gestürzt, denen jegliches Herz und Gefühl fehlte. Hat man dann auch gemerkt.

 

 

SAMSTAG, 27.10.2012

 

17:44 Uhr

So langsam wurde ich nervös. Und hab das dann auch erstmal über Facebook der ganzen Welt mitgeteilt. Überhaupt war Facebook zum Weltrekordslam für alle Slammer sehr wichtig, weil wir somit Kontakt zur Außenwelt hatten.

 

 

18:36 Uhr

Ankunft am Nürnberger Hauptbahnhof. Mit meiner Tasche schlich ich durch Nürnberg, hab mir meine Hände dabei abgefroren und meinen Rücken zum Kreischen gebracht. Tja, wer eine Isomatte, Decke, Kissen, verschiedene Outfits und die Texte mitnimmt, der schleppt ein bisschen. Hab mich dann auch verlaufen und habe einen Passanten gefragt (für meine fleißigen Blogleser: Nein, er wusste meinen Namen nicht, denn ich hatte kein Namensschild an meiner Jacke). Der nette Herr hat mir dann gezeigt, wo der Katharinensaal in Nürnberg ist.

 

18:59 Uhr

Ich habe den Katharinensaal gefunden. Bin stolz auf mich. Und dort gab es erst einmal ein großes Hallo mit den Poeten, die schon da waren. Ein paar kannte ich schon, ein paar nicht. War auf jeden Fall echt cool. Und langsam ist die Spannung auch angestiegen.

 

20:00 Uhr - BEGINN!!!

(Ab jetzt mögen es meine Leser mir bitte verzeihen – ich habe keine direkten Zeitangaben mehr und bin mir auch nicht sicher, ob das was ich jetzt noch alles schreibe chronologisch richtig ist. Ich kann mich nur an SMS und diversen Facebook-Stati orientieren.)

 

What the fu**ing hell! Sind da coole Texte dabei. Ich wurde in meinem Sitz immer kleiner, weil ich wusste, ich bring’s nicht weit. Habe dann auch schon damit gerechnet, dass ich in der ersten Runde rausfliege. Die habe ich dann überlebt. 15 Texte und gut 100 Minuten hat die erste Runde gedauert. Am Stück. Ohne Pause. Ohne Klogehen. Mit greifbarem Mitfühlen der Zuschauer. Als ich dran war, habe ich erst geglaubt, mich legt’s in meinen Keilabsatzschuhen auf die Nase. War dann aber doch nicht der Fall. Punktewertung war (zumindest die, die gewertet wurden) 6/6/6. Fand ich teuflisch gut.

 

Als dann doch alle Poeten ihre Texte zum besten gegeben hatten (für die erste Runde) hat DJ Felix aufgelegt. Irgendwann habe ich so für mich festgestellt: Slammer sind Rampenschweine. Wir haben getanzt, gefeiert und mitgegrölt und der Katharinensaal wurde zur geilsten Disco Nürnbergs. So hat es sich zumindest angefühlt.

 

IRGENDWANN SPÄTER NACH 100 MINUTEN (ca.) UND EINER PAUSE (lt. Einer SMS war es 22:39 Uhr)

Runde zwei. Ganz ehrlich – ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Nur dass Felix, als ich bei meinem Text fragte  „Habt ihr schon mal an einem 24-Stunden-Poetry-Slam teilgenommen um am nächsten Morgen mit Augenringen bis zu den Nippeln sagen zu können ‚Boah – war das geil!’“ (oder so ähnlich) angefangen hat zu grölen. Das Publikum hat mitgeklatscht. Wenn einer blökt, blöken alle. War aber cool und hat sich auf der Bühne echt gut angefühlt.

 

23:39 Uhr (lt. What’s App)

Ich bin raus. War im ersten Moment schon traurig, aber ich war verdient draußen, weil der Text einfach doof war. Aber das macht nichts. Habe in der Lucky Looser-Runde ja eventuell noch mal die Chance weiterzukommen.

 


SONNTAG, 28.10.2012

 

00:28 Uhr (lt. What’s App und Facebook)

Liebe Welt, ich gehe schlafen. Bis zur Lucky Looser-Runde.

Übrigens – der DJ ist cool!

 

03:10 Uhr (lt. What’s App und SMS)

 

Hiermit verabschiede ich mich vom 25-Stunden-Poetry-Slam. Ich bin verdient raus, denn andere sind verdient weitergekommen. Jetzt gehe ich schlafen.

Insgesamt habe ich es auf ungefähr drei Stunden Schlaf gebracht, als vermute ich, dass ich irgendwann gegen 5:15 Uhr wieder aktiv zugehört/-geschaut habe.

 

AB 05:15 Uhr (nach eigenem Ermessen)

Ich habe kein Zeitgefühl mehr. Mein Kopf tanzt den Gangnam-Style und wir sind alle besoffen. Von Relentless und Wasser. Wobei: Ich habe weder Bier, noch sonst irgendetwas berauschendes oder Kaffee getrunken. Ich habe mich mit Wasser durchgeschlagen. Und Schokolade. Und Pizza. Aber dennoch habe ich mich gefühlt, wie Kirwadienstag früh um 4 Uhr, wenn die Kirwa eingegraben wird (Kirwa geht von Donnerstagabend bis Dienstagfrüh. Nur so nebenbei.)

 

Und alles zog irgendwann nur noch an mir vorbei. Ich weiß zwar was alles passierte, aber ich weiß nicht ob das alles noch in der Reihenfolge so war oder überhaupt und generell.

 

Irgendwann frühmorgens, als es bereits hell war, standen wir alle draußen vor dem Katharinensaal und AIDA (ich bin mir sicher, dass er es war) hat gemeint, bei Tageslicht wären wir alle hässlich. Katja (Moderatorin) hat uns alle mit wichtigen Schlafentzugsinfos versorgt und der Schlafentzugrekord liegt bei 240 Stunden (glaube ich). Nebenwirkungen sind unter anderem Halluzinationen (was ich bestätigen kann). Andere Slammer lagen irgendwann wie tot im Backstagebereich und haben auf der Bühne noch einmal alles gegeben. Wieder andere Slammer (eine, um genau zu sein…) lagen tatsächlich hinten im Backstagebereich und haben mal eben die halbe Organisation aufgeschreckt und den herbeigerufenen Sanitätern erklärt, was ein Poetry Slam überhaupt ist.

 

Und irgendwann ging alles ganz schnell. Die Texte flogen an mir vorbei. Ich habe gelacht, geweint, mich trösten und in den Arm nehmen lassen. Bussis verteilt und bekommen. Aufmunterungsworte wie Granaten um mich geworfen. Motivationskekse verteilt (da hätte mehr Koffein drin sein müssen).

 

 

19:50 Uhr (geschätzt)

Und plötzlich war Finaltime! Der Saal war wieder gerammelt voll! Martin Geier, Alica aus dem Wunderland, Peter Parkster, AIDA und Tobias Kunze waren die fünf Finalisten. Keine Ahnung von wem wir uns in welcher Reihe verabschiedet haben, jedoch stand plötzlich das Finalduell zwischen AIDA und Peter Parkster fest. Die beiden performten ihre allerletzten Texte.

 

 

20:09 DIE ENTSCHEIDUNG!

Alle Poeten (die noch da waren) hopsten zu Gangnam-Style auf die Bühne. Es war eine riesige Party! In Worten nicht zu beschreiben.

Und dann der Entscheidungsapplaus zu Gunsten Peter Parksters. Es war einfach nur umwerfend! Montagabend hat glückliche Gewinner auf Facebook geschrieben „Danke an alle die da waren. Ihr ward großartig! Hat zufällig jemand das Finale oder die Abstimmung gefilmt? Ich kann mich nur noch verschollen erinnern und würde es gerne nochmal sehen." Ja es verschwamm irgendwann wirklich alles. Alles war bunt und schnell und so unglaublich lebendig (abgesehen von den Schlafentzugsleichen, die plötzlich doch wieder hochmotiviert auf der Bühne hopsen konnten).Die schönste Antwort darauf fand allerdings unser Meister der Platten Felix Kade: „Irgendwie ist verschwommen in meinem Kopf folgende Worte: Biggester Applaus den ich in meiner Slamgeschichte erlebt habe und das da nicht nur die riesige Wertschätzung an dich sondern die ganze Veranstaltung und sowieso alles drin steckte, was uns Menschen in diesem Saal verbunden hat. 25 Stunden heile Welt!" Und das war tatsächlich so! Ich war/bin total geflasht, emotional aufgewühlt, hin und weg von der Stimmung, den Leuten, dem kompletten Event!

 

Dafür sage ich DANKE!

 

DANKE an (die Reihenfolge ist unabsichtlich und so, wie sie mir in den Sinn kommen)

 

Jan Philipp Zimny

…für eine der besten Predigten, die ich in meinem Leben gehört habe und überhaupt eine hammergeile Performance!

 

Jonathan Baumgärtner

…für die Schokolade. Alles okay bei dir? ;-)

 

Alica Ausdemwunderland

…für die vielen gefühlvollen Texte! Es ist bewundernswert, wie du die Runden mit deinem erdbebenartigen Keuchhusten überstanden hast! Und ich hoffe, deine Socken werden wieder sauber. ;-)

 

Helmut Steierwald

…für das blasseste Gesicht hinter der Bühne und den stärksten Kontras im Gegensatz dazu auf der Bühne. Und den netten Gerüchtekessel ;-)

 

Karla Schnikov

..für deine Angst vor Schlangen, die ich von ganzem Herzen teile! Und deine Art Texte zu schreiben und vorzutragen. Das habe ich so noch nie gesehen.

 

Marilisa

…für ihren Dauerauftritt vor, in und nach der Lucky Looser-Runde. Abgesehen von den Finalteilnehmern hast du (glaube ich) die meisten Texte in kürzester Zeit vorgetragen. Betörend!

 

AIDA

…für seine Musical- und Balettleidenschaft und überhaupt alle Texte! Ich habe selten einen Mann so elegant und graziös tanzen sehen. Relentless für TAURAIDAS! ;)

P.S. Jeder kam von Herzen… J 

 

Dennis Lange

…für die Herr von Runkenstein-Texte. Ich habe mir noch ein paar mehr durchgelesen und ich steh total auf Herr von Runkenstein!

 

Sage Dragon

…für’s Zuhören. ;-)

 

Lukas Wagner

…für deinen Sieg gegen mich in der Lucky Looser-Runde. Jetzt im Nachhinein denke ich mir „Wegen dir konnte ich schlafen.“ J 

 

Martina Neumüller

…für Max. Einfache Dinge so beschrieben wie sie sind – da fehlen auch mir die Worte.

 

Tobias Kunze

…für die Huldigung des Altbaus und eine Bühneperformance die einfach nur zum niederknien ist.

 

Peter Parkster

…für dein absolut unglaubliches Durchhaltevermögen und Glückwunsch zum Sieg. Du hast ihn wirklich wirklich wirklich verdient. Und nein es ist keine Absicht, dass ich dich direkt hinter Tobi aufliste. Ihr seid mir einfach hintereinander eingefallen. ;-)

 

Martin Geier

…für Melanie und die Macht des Schicksals. Für so viele Texte, die einfach nur super (mir gehen langsam die Adjektive aus) sind!

 

Michl Jakob

…für die spontane „Hast du Bock wir brauchen einen Poeten“-Einladung und den optischen Regenbogen auf der Bühne. Deine Moderation war unglaublich und dass du komplett durchmoderiert hast ist unbeschreiblich!

 

Katja Hofmann

…für die wirklich überlebenswichtigen Schlafinfos und die süße Pandamütze! Deine Mod zusammen mit Michl war der Hammer!

 

Eny42

…für die die seelische Unterstützung. Ich fand’s total schön, dass du mit da warst.

 

Sabrina Dietrich

…für den Ruhepol im Backstagebereich! ;-)

 

Das Team der Stadtbibliothek Nürnberg und die ganze Orga die mitgewirkt hat, von der ich aber nichts weiß

…für euren unglaublich geilen Job!

 

 

Ja und jetzt zum Schluss, da bleibt mir eigentlich nur noch eins zu sagen.

OPAN GANGNAM STYLE! EEEEY SEXY LADY!!


P.S. Es gibt tatsächlich ein Leben nach dem 25-Stunden-Slam... Hätte ich im ersten Moment nicht gedacht.

 

 

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Song zur Überschrift:

PSY - Gangnam Style

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