Oder eben auch nur für einen Abend/eine Nacht.
Wie immer, wenn ich mich spontan auf ein Slam-Abenteuer einlasse, beginnt es mit einer Frage: "Daniela hast du Zeit am ____ in ____ aufzutreten?" Dieses Mal fragte mich der wunderbare AIDA (das klingt, als ob ich einen mittelklassigen Kindershowzauberer ankündige :D) ob ich am Samstag, den 11. Mai Lust hätte, beim 2. Literarischen Weinfest in Mönchgrün aufzutreten. Hm ja an sich schon - aber wo um Gottes Willen ist Mönchgrün? Mönchgrün gehört zur Gemeinde Görkwitz und liegt in Thüringen. Na gut - dann mache ich mich eben spontan auf den Weg nach Thüringen. Ist ja gleich ums Eck.
So fuhr ich also Samstagmittag mit dem Auto nach Kemnath-Neustadt und dann weiter nach Kulmbach. In Kulmbach wurde ich von Mon Chen und Luise am Bahnhof aufgegabelt. Nachdem wir einen kleinen Schock auf der Autobahn gut verdaut hatten, fuhren wir die nächste Autobahnausfahrt hinab und standen irgendwo im Wald. Wir fuhren durch Möschlitz und andere kleine Dörfer und standen irgendwann in Mönchgrün. Mönchgrün hat 13 Häuser, 5 Apfelbäume, einen Birnenbaum, eine Kirche und einen Dorfteich. Es war also alles recht überschaubar. Dirk, der Ansprechpartner für uns Slammer und augenscheinlicher Mithauptorganisator, hat uns erstmal ein Glässchen Wein hingestellt, nachdem wir angekommen waren. Es war ein sehr leckerer Apfelwein.
Nach und nach sind dann alle Slammer eingetrudelt und der Dorfplatz füllte sich langsam aber sicher mit gut 200 Leuten. Das war wirklich gigantisch. Das Weinfest wurde komplett von den Mönchgrünern auf die Beine gestellt und organisiert und Besucher kamen aus allen möglichen Orten im Umkreis. Ich war wirklich geplättet. Bevor der Slam schließlich los ging, stellten Dirk und AIDA die verschiedenen Stände mit den verschiedenen Weinen und Produkten aus der Heimat vor. Herrlich zum anhören (Funkmikrofone brauchen nämlich kein Kabel und ich saß im Festzelt) und zusehen (sobald sie denn in Sichtweite waren).
Dann der Poetry Slam - ein Traum! Wirklich!
Abgesehen davon, dass die Stimmung von Glas zu Glas bei den Poeten und beim Publikum lustiger wurde - am Anfang stellten sich Anna und Nele beide elf Jahre alt aus Mönchgrün auf die Bühne und preisten die Vorzüge des Apfels und des daraus entstehenden Weines. Sehr süß! Ich war hin und weg und hätte beide gerne als kleine Schwestern mit nach Hause genommen. Dann habe ich mich daran erinnert, dass ich zu Hause selbst einen solch kleinen Treibauf habe und so durften Anna und Nele in Mönchgrün bleiben. Und ich war dieses Mal nicht die erste, die aufgetreten ist. Diese Ehre habe ich Juri überlassen. Ich habe mich dann einfach als zweite angeschlossen. Bevor wir allerdings unsere Texte vortragen durften, mussten wir spontan entstandene Vierzeiler über Mönchgrün, Mönchgrüner Äpfel oder Wein zum Besten geben. Mein erster Vierzeiler lautete wie folgt:
AIDA hier mein Dank gebührt
Denn er hat mich hier her geführt
Wo Apfelbäume rosa blühn
Im märchenhaftesten Mönchgrün
Herrlich. Das Publikum hat sich total gefreut und war überglücklich. Da ich ja auch aus Bayern komme, habe ich mir gedacht schieße ich noch einen kleinen Vogel ab und hoffe, dass ich die bayerischen Grenzen jemals wieder überschreiten darf, ohne dass es jemand merkt, denn ich setzte gleich einen zweiten Vierzeiler nach.
Brätel im Brötchen und Rostbratwurst
Mönchgrüner Wein löscht schlimmen Durst
Ich bin heute Abend sehr gerne hier
Und verzichte freiwillig auf Bayerisches Bier
Also Brätel im Brötchen ist eine ganz einfache Steaksemmel und mit dem Verzicht auf mein Heimatbier wurde ich von den Dorfbewohnern allerliebst ins Herz geschlossen. Einer meinte sogar, dass ich auch hier in Mönchgrün bleiben darf, sollten mir die Tore ins weiß-blaue Bayern verschlossen bleiben. Das fand ich herzallerliebst. Ehrlich!
Vorgetragen habe ich letztendlich die Redegewandte Lebensweisheit. Der Text kam auch super an. Ich habe ihn auch mit einer kleinen Dorfgeschichte eingeleitet. Naja was heißt Geschichte. Ich habe nur gesagt "Ich komme aus Oberbibrach. Das ist ein bisschen größer als Mönchgrün, aber nur, weil es mit Mittel- und Unterbibrach zusammengewachsen ist." Und dann haben die gelacht. Ich war selbst richtig begeistert!
Während meines Textes hat bei einem Zuschauer dann das Handy geklingtel - Schande über Dich! Ich habe brav gewartet, bis es ausgeklingelt hat, dann hat AIDA ihm sein Handy abgenommen und ich habe ihn weiter angestarrt. Nur angestarrt und geschwiegen. Dann habe ich nur schulterzuckend gemeint "Aber wisst ihr was toll ist - ihr hier in Mönchgrün habt Empfang. Ich zuhause nicht." Und dann haben die gelacht. Ich war richtig begeistert!
Auch die Texte von Juri, Marlene, Mon Chen, Luise, Tom, Gerard, Matthias, Andreas und Sebastian waren herrlich. Ich hatte so viel Spaß gestern Abend! Und ich wäre beinahe stolze 25 %-Pächterin eines Apfelbaumes in Mönchgrün geworden. Bei dem, vor der Kirche.
Die fünf Apfelbäume, die in Mönchgrün stehen, wurden versteigert und die Erlöse flossen in die Veranstaltungskasse, damit man so etwas überhaupt auf die Beine stellen konnte. Die ersten Bäume gingen so ungefähr zwischen 45 und 60 € weg - bis auf den letzten Baum. Diese Preise lagen zuletzt auch an AIDAs Gebotsinterpretationen. Irgendwann hat sich niemand mehr getraut sich an der Nase zu kratzen, da das als neues Gebot gewertet wurde.
Wie gesagt - der letzte Baum - der Baum vor der Kirche mit dem Segen von oben und den himmlisch schmackhaften Äpfeln. Ich habe angefangen zu bieten. Ich wurde überboten. Bei 30 € stieg Luise mit ein und wir boten gemeinsam für den Baum. Wir wurden überboten. Dann stieg Gerard mit ein. Wir wurden überboten. Zuletzt stieg Tom noch mit ein. Wir wurden überboten. Die beiden Mönchgrüner (die übrigens sowieso schon Festsponsoren waren) wollten uns den Baum nicht überlassen. Bei 85 € dachten wir schon, der Kirchenapfelbaum geht an uns Poeten aber Nein - es wurde auf 90 € geboten und wir wurden damit überboten. Der Apfelbaum bleibt in Mönchgrün.
Als Pächter eines Apfelbaumes hat man Anspruch auf die Äpfel, die daran wachsen, oder auf den aus den Äpfel entstehenden Apfelwein. Tja - vielleicht versuche ich nächstes Jahr mein Glück.
Gewonnen hat den Slam schließlich Matthias.
Doch der Abend war noch lange nicht vorbei. Es wurde getanzt, gelacht, geschunkelt, gekuschelt und gesoffen. Auf Teufel komm raus. Und auch Met floß in Strömen, was ich einfach nur unheimlich lecker fand.
Mein persönliches Highlight des Abends war allerdings mein Duett mit AIDA. Wir saßen alle auf der Terasse vor dem alten Gehöft, in dem wir schliefen, und ließen es uns gut gehen. Also so ziemlich alle Slammer saßen da. Ich weiß nicht mehr wieso weshalb oder warum aber AIDA stimmte plötzlich das Elephant Love Medley aus Moulin Rouge an und ich stimmte mit ein. Es war herrlich. Das Beste an der ganzen Sache - er ist der erste Mensch (und noch dazu ein Mann!) der a) diesen Film gesehen hat, b) ihn toll findet, c) die Musik daraus mag, und d) vollkommen auswendig mitsingen kann. Seitdem habe ich einen ständigen Ohrwurm von diesem Lied und ich könnte es den ganzen Tag trällern.
Wobei - das stimmt nicht ganz. Ein anderer Schlager spukt mir seit heute Morgen in meinem Kopf herum.
UpBAUMgirl - she's been living in her upBAUMworld
I guess she'd never had a backBAUMguy
usw. usw. usw.
Wieso Baum? Weil Baum, ebenso wie 42 die Antwort auf alles ist. Und weil Gerard tatsächlich einen Mönchgrüner Apfelbaum alleine ersteigern konnte. Aber solange wir keine Trippenwitze (Kennt irgendjemand die Stadt Triptis?) machen, ist noch alles im grünen Bereich.
Zuguterletzt (das sage ich, je näher die Theateraufführung rückt übrigens sehr häufig) bleibt mir nur noch eines zu sagen.
Ich danke Dirk, Luise, Mon Chen, Gerard, Sebastian, Matthias, Andreas, Tom, Juri, AIDA und allen Mönchgrünern für diesen wunderwunderwunderbaren Abend, für das herrliche Frühstück und die einfach triptich geile Zeit!
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Song zur Überschrift:
Ewan McGregor, Nicole Kidman & Alessandro Safino - Elephant Love Medley (Soundtrack Moulin Rouge)