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Willkommen In Meiner Kleinen, Aber Feinen Welt!

  • : Unterwegs in meinem Leben!
  • : Unterwegs in wessen Leben? In meinem. Manche nennen mich Poetry Slammerin, Dichterin, Schauspielerin, Träumerin. Andere nennen mich tollpatschig, ein wenig naiv, herzensgut. Ich selbst nenne mich Daniela. Ich schreibe hier über Dinge die mich bewegt haben, bewegen oder vielleicht auch bewegen werden. Oft schreibe ich hier meine Gedanken auf, damit ich sie nicht vergesse. Manchmal sind sie nachdenklich, erheiternd oder etwas ganz anderes. Kommentiere, teile, trete mit mir in Kontakt. Ich freu mich auf dich.
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Irgendwie Mit Mir In Kontakt Zu Treten Ist Nicht Schwer

26. Juli 2013 5 26 /07 /Juli /2013 13:49

„Ben, soll ich dir was abnehmen? Soll ich vielleicht dein Messer einstecken?“

Für einen Wimpernschlag lang glaubte ich, befände mich mitten in den Dreharbeiten zu „Supernannys Sorgenkinder im Brennpunkt“. Als ich jedoch nach rechts blicke, sah ich einen etwa vierjährigen kleinen Jungen in einem grünen T-Shirt. Stolz hielt er in der einen Hand seinen Bogen, in der anderen ein Plastikmesser in einer hübschen Lederfransentasche und auf seinem Rücken hing ein Köcher aus dem Pfeile mit bunten Federn ragten. Hinter ihm saß sein Vater und hielt Ben auffordernd die Hände hin, damit sein Sohn ihm etwas seiner Waffen abgeben konnte. Ben allerdings setzte sich mitsamt Köcher, Messer und Bogen auf seinen Platz. Dass er mich dabei fast mit seinem Bogen schlug, bemerkte der Kleine nicht. Ich lächelte und blickte wieder nach vorne. Vor mir erstreckten sich weite Zuschauerräume und ein herrliches Bühnenbild, mitten im Kalkberg. Ich besuchte die Karl May-Festspiele 2013 in Bad Segeberg. Dieses Jahr wurde Winnetou I – Blutsbrüder aufgeführt. Mit Jan Sosniok als Winnetou, Sophie Wepper als Nscho-tschi und dem Inbegriff eines Sympathieträgers für Zuschauer und Schwiegermütter Wayne Carpendale als Old Shatterhand. Selbst wenn man ihn sonst nicht so toll fand oder sich nicht weiter für ihn interessierte – in diesem Stück konnte man nicht anders, als ihn zu mögen.

 

Aber von vorne:

Bereits zum dritten Mal bin ich in Bad Segeberg, für einen Lehrgang in meiner Ausbildung. Letztes Jahr hatte ich für die Festspiele nicht so großes Interesse, weil der Strand attraktiver für mich war und im März finden keine Festspiele statt. Dieses Mal wollte ich aber unbedingt die Festspiele besuchen. Motivierend und antreibend wie ich manchmal sein konnte, fragte ich meine Kolleginnen, ob sie mitgehen wollten. Glücklicherweise ließen sie sich nicht lange bitten und so stapften wir Donnerstagabend zu siebt auf den Kalkberg. Vor lauter Vorfreude auf die Aufführung hatten wir uns alle die Haare irgendwie geflochten – like an Indianer! Zuvor tranken wir gemeinsam eine Flasche Hugo-Feuerwasser, damit die Stimmung gar nichts anderes als toll werden konnte. Als wir auf dem Kalkberg ankamen, empfing uns ein unübersichtliches Ameisengewusel an Menschenmassen aller Altersklassen. Enkel stützten ihre Großeltern, auf dem Weg zum Eingang. Kleine Kinder rannten wie von der texanischen Tarantel gestochen quer durch die Prärie und schossen aus imaginären Winchestern. Meine Freundinnen und ich stellten uns brav in die Reihe vorm Eingang. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind an Weihnachten, so aufgeregt war ich. NaIMG-20130725-WA0040ch dem Eingang standen wir nicht direkt im Zuschauerraum, sondern in einer Art kleinem Westerndorf. Dort konnte man sich kleine Souvenirs besorgen, sich das Gesicht mit Kriegsbemalung verschönern lassen und sich mit Proviant ausstatten. Wir ließen es uns nicht entgehen, uns eine grün-rote Kriegsbemalung aufmalen zu lassen und besorgten uns Papierstirnbänder mit einer einzelnen Feder darin. Wir sahen aus wie eine Mischung aus hübschen Squaws und 70er-Jahre-Hippiefrauen. Natürlich zückten wir dann erstmal alle unsere Handys, schossen Fotos voneinander und teilten der ganzen Welt über What’s App und Facebook mit, wo wir gerade seien, wie wir aussahen und was wir gerade machten. Was wären wir heutzutage nur ohne Social Media.

 

Kurz vor Beginn der Show suchten wir unsere Plätze in den Zuschauerreihen. Wir saßen in Platzkategorie II, Block I. Damit hatten wir zwar keine Frontalsicht auf die Schauspieler, aber man konnte trotzdem fast alles sehen. Etwas zu hören 20130725 195317war absolut kein Problem, denn alles Gesagte lief über Lautsprecher. Die Akustik war der Knaller! Und die Bühne erst! Zwischen den Platzkategorien I und II verlief ein Gang, der von den Schauspielern mitgenutzt wurde. Weiter unten war der Schauplatz mit Sandboden, damit die Pferde es beim Laufen leichter hatten. Außerdem war Sand auch praktischer, wenn man irgendwelche Pyrozigaretten und sonstige Feuerspielsachen austreten wollte. Allein die Kulisse fand ich bereits atemberaubend und mich hielt jetzt schon fast nichts mehr auf meinem Platz. Hinter uns saßen drei Indianer und ich ließ es mir nicht nehmen, ein Foto mit ihnen zu schießen. Allerdings musste ich feststellen, dass ich neben ihren mokkabraunen Luxuskörpern ziemlich blass und krank aussah. Aber ich hatte jetzt ein Bild mit Indianern. War doch auch nett.

 

  20130725_194903-1.jpg

 

Um 20 Uhr begann endlich das Spektakel. Die Zuschauer wurden gebeten während der Vorstellung nicht zu rauchen und zu filmen. Sollte das Handy von irgendjemandem klingeln, wurde uns unmissverständlich klargemacht, dass das Handy dann erschossen wurde. Plötzlich erschallte über den ganzen Tribünenraum der Soundtrack von Winnetou und eine tiefe, charismatische Männerstimme, die Stimme des älteren Old Shatterhand, begann zu erzählen. Er erzählte davon, als er vor einem halben Leben zu der Company der Eisenbahner dazustieß. Er war damals noch ein Greenhorn. Und er berichtete, wie er Winnetou und die wohl schönste Squaw auf Erden, Nscho-tschi, kennenlernte. Als die Stimme erzählte, ritt Wayne Carpendale alias jüngerer Old Shatterhand zwischen den Tribünen entlang, in den Schauplatz hinein. Was für ein Auftritt. Hunderte Frauenherzen schmolzen dahin, als sie den korrekt aufrecht sitzenden und adretten Wayne Shatterhand auf seinem weißen Ross erblickten.

Es war eine Geschichte, wie sie klassischer nicht sein konnte. Die Guten gegen die Bösen. Alle Guten waren hell gekleidet, alle Bösen dunkel und es gab einen großen Helden und Sympathieträger im Stück. Leider ging Jan Sosniok als Winnetou etwas unter, obwohl seine schauspielerische Leistung bemerkenswert war. Da verzieh man ihm auch einen kleinen, sehr lustigen Texthänger. Das Hauptaugenmerk lag meiner Meinung nach auf Wayne Shatterhand. Er passte schon vom äußerlichen wie die Faust aufs Auge in die Rolle des für Recht und Ordnung auf faire Weise kämpfenden Schönling, der sein Herz an eine Indianerfrau verliert. Ein klassischer Held eben.

 

Es war vor allem für mich einmal wieder schön ein Stück zu sehen, in dem man ganz klar erkennt wer die Guten und die Bösen sind und bei dem es auch auf der Hand lag, wenn man mögen sollte/musste/durfte. Bei den letzten (und auch dem zukünftigen) Stücken war das immer mit mehreren Moralfragen verbunden. Das war einer der zahlreichen Gründe, warum ich diesen Abend so sehr genoss. Aber auch sonst war es einfach ein Stück, dass man genießen musste. Wie gebannt saß ich auf meinem Platz und verfolgte das Geschehen. Ich zuckte bei jedem Schlag den Wayne Carpendale austeilte20130725 202737 und duckte mich, wenn hinten die Eisenbahn oder Pulverhütte explodierte. Wenn die Indianer auf ihren Pferden angeritten kamen vergrub ich meine Finger vor lauter Spannung in meinen Beinen und wenn Old Shatterhand und Nscho-tschi aufeinander trafen, zerpfrimelte ich vor lauter Schnulz meinen Zopf, während meine Augen ganz verträumt und glasig wurden. Als sich die beiden schließlich endlich küssten, musste ich mir vor lauter Glück und freudiges Mitgefühl sogar die ein oder andere Träne wegwischen. Es war so herrlich schön. Von meiner Platznachbarin lieh ich mir dann letztendlich ein Taschentuch, als Santer Nscho-tschi und den Häuptling der Apachen Intschu-tschuna erschoss. Winnetou und Old Shatterhand kamen wie die Wilden auf ihren Pferden angeritten, doch es war schon zu spät. Old Shatterhand stürmte zu Nscho-Tschi und nahm sie in seine Arme. Sie gestanden einander (klassischerweise) noch ein letztes Mal ihre Liebe, dann schloss Nscho-tschi für immer ihre Augen. (Selbst beim Schreiben verziehe ich gerade meine Lippen und wische mir die Tränen weg. Ich bin wirklich zu theatersentimental. Aber ich lache dabei über mich selbst ;-))

Gegen Ende hin ritten Winnetou und Old Shatterhand gemeinsam gen Scheinwerferlicht, einmal um die Arena hinein in neue Abenteuer.

Ich war so begeistert, dass ich mich gar nicht mehr einkriegte. Ich klatschte und johlte, während alle Schauspieler noch einmal in die Arena kamen und sich verbeugten. Ganz zum Schluss (und da sage ich nur: PECH für alle, die gleich nachdem das Stück an sich vorbei war aufgestanden und gegangen sind) gab es ein kleines Feuerwerk, welches mit so schön tragender Musik untermalt wurde. Auch da brauchte ich wieder mein kleines Taschentuch.

 

Nächstes Jahr wird „Unter Geiern - Der Geist des Llano Estacado“ aufgeführt. Leider weiß ich schon jetzt, dass ich um diese Zeit keinen Lehrgang mehr in Bad Segeberg haben werde. Aber wer weiß. Vielleicht habe ich um diese Zeit Urlaub und verbringe ihn an der Ostsee. Dann wird mich nichts auf der Wache halten, ich sattle das Feuerross der Deutschen Bahn und reite gen Bad Segeberg, zu den Karl May-Festspielen 2014.

 

(Unter www.karl-may-spiele.de kann man sich Bilder anschauen ;-))

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