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Willkommen In Meiner Kleinen, Aber Feinen Welt!

  • : Unterwegs in meinem Leben!
  • : Unterwegs in wessen Leben? In meinem. Manche nennen mich Poetry Slammerin, Dichterin, Schauspielerin, Träumerin. Andere nennen mich tollpatschig, ein wenig naiv, herzensgut. Ich selbst nenne mich Daniela. Ich schreibe hier über Dinge die mich bewegt haben, bewegen oder vielleicht auch bewegen werden. Oft schreibe ich hier meine Gedanken auf, damit ich sie nicht vergesse. Manchmal sind sie nachdenklich, erheiternd oder etwas ganz anderes. Kommentiere, teile, trete mit mir in Kontakt. Ich freu mich auf dich.
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Irgendwie Mit Mir In Kontakt Zu Treten Ist Nicht Schwer

12. Juli 2014 6 12 /07 /Juli /2014 10:43

Manchmal glaube ich, ich bin in der falschen Zeit geboren. Oder aber ich übe den "falschen Beruf" aus. Ich bin mir nicht so ganz sicher. Aber eine Karriere als Edeldame oder Ritterin (haha, wie unwahrscheinlich war das denn im Mittelalter?) gefällt mir durchaus. Hufgeklapper, schreiende Händler, geschicktes Ausweichen eines Nachttopfes, der aus dem Fenster gekippt wird. Was gibt es Schöneres?

 

Gestern war Premierenabend des Kaltenberger Ritterturniers. Fahrende Händler, Ritter, Wächter, Marktfrauen, Edeldamen, Fahnenschwinger, Musiker, Narren und Gaukler trieben ihr Unwesen rund um das Schloss Kaltenberg. Met, Bier und Wein flossen in Strömen. Mit nahezu göttlich-gutem Geschmack wurden Kräuterkrustenbraten und Wildwürste angepriesen. Der Kräuterkrustenbraten war wirklich göttlich. Ein Lobgesang an das nun tote Schweinchen, zwischen zwei Semmelhälften und einem Löffel Merrettichcreme. Holzschwerter schwingende Kinder mit Helmen und bunten Federn darauf rannten an mir vorbei. Kleine Prinzessinen mit Blumen im Haar tanzten barfuß auf der Straße. Frauen schleppten Wasserkübel und spannen Stroh zu Gold (Ähm...). Männer schlugen mit ihren schweren Hämmern auf den Ambos oder richteten arme Sünder. Mal ernsthaft - Menschen sind grausame, grausame Wesen. Ich kam mit meinen beiden Geschwistern und meinem Vater am Richtplatz vorbei. Ein schwarzer Ritter und der Richter redeten stark auf einen Passanten und seine Freundin ein. Es war definitiv ein Passant, denn er trug Jeans und T-Shirt. Ehe er sich versah, wurde er geleimt und gefedert. An den Händen, im Gesicht, an den Fußsohlen, über Bauch und Brust hinweg, auf dem Rücken und im Maurerdekolté. Zusätzlich bekam er mit einem Holzlöffel noch zehn Schläge auf die Fußsohlen, das arme Schwein. Und seine Freundin hatte einen Heidenspaß daran. Und das Volk hatte direkt noch mehr Spaß daran. Der Richter benahm sich wie ein kleines Kind an Weihnachten. "Was, ich höre der Schelm hat noch nicht genug. So holet noch mehr Teer und noch mehr Federn. Lasset kein Stückchen Haut an ihm frei. Was meint das Volk? Hat er schon genug? Nein. Ihr seid grausam und niederträchtig - ich mag euch!" Als sie den armen Sünder doch irgendwann wieder gehen ließen und nach weiteren Opfern Ausschau hielten, zerstreute sich die Menge ziemlich rasch.

 

Ein paar Meter weiter sprangen Coruvs Corax über die Hauptbühne und brachten die Menge zum Toben und Stampfen. Auch wenn ich gerne länger stehen geblieben wäre, es gab so viel zu sehen. Außerdem hat man sie über den ganzen unteren Platz gehört, also war's nicht weiter schlimm. Bei einem Bogenbauer blieb ich stehen und nahm einen Bogen aus Esche in die Hand. Er lag schön darin und wäre ich in einer Geschichte, wäre dieser Moment vermutlich beschrieben mit "Der Bogen schmiegte sich in ihre Hand. Daniela strich sanft über die Sehne und blickte die Waffe an. Sie wusste dieser Bogen, war von nun an ihre Waffe. 'Was soll dieser Bogen kosten, mein Herr?', fragte Daniela den Alten, der neben seinem Stand saß und sie mit klugen Adlersaugen beobachtete. Er lächelte. 'Diesen alten Bogen, den wollte noch nie jemand haben. Wenn du ihn möchtest, dann schenke ich ihn dir, mein Kind.' Dankbarkeit durchströmte Daniela. Doch einfach so wollte sie den Bogen nicht mitnehmen. 'Wie kann ich Euch dafür danken?'..." Wahrscheinlich musste sie jetzt irgendeine Aufgabe erfüllen. Den verlorenen Sohn zurückbringen, einen Schatz finden oder jemanden töten. Wie man das in guten Geschichten eben so macht. Aber abgesehen davon, ich bin eher der Schwerttyp. Eine starke Klinge in der Hand und dann auf in die Schlacht. Für einen Bogen bin ich viel zu zittrig.

 

Der Abend brach an und es wurde dunkler auf Schloss Kaltenberg. Eine spannungsgeladene Aufgekratztheit legte sich über das Festgelände. Langsam drängten sich die Zuschauer zur Arena. Ein Zweier-Ochsengespann plättete die Sandfläche. Mein Herz schlug schneller. Gleich würden sich Ritter gegenseitig die Köpfe einschlagen, von Pferden springen, möglicherweise die Jungfrau retten. Ich lächelte. Mit einem Prachteinzug zeigten sich alle Mitwirkenden des Turniers. Wie oben, Gaukler, Tänzer, Marktleute, Landvolk usw. Ein Gänsehirte zeigte zusammen mit seinem Australischen Schäferhund Kunststückchen. ("Und siehe da, sie teilten die Gänseherde in zwei. Schon in der Bibel steht, teile und herrsche.")

 

Reges Marktreiben und mittelalterlicher Alltag zeigten sich in der Arena. Ein alter Mann trat ein und begann zu erzählen. "Was ihr hier nun sehen werdet, ist eine Geschichte von Rache und Treue, Verrat und Tod. Nach dieser Geschichte, werdet ihr einiges mit anderen Augen betrachten. Vielleicht sogar mich. Es begann alles mit einem Ritterturnier, dem Tjost..." Und endlich zogen auch die Ritter ein. Edelmänner aus Franken, dem Bayernland, Milano und Österreich unterhielten den König und das gemeine Volk. Beim Tjosten (= Lanzenstechen) traten sie gegeneinander an. (Ich musste lächeln, denn ich dachte an die vielen Urlaubsfahrten mit meinen Eltern nach Kroatien, in denen unermüdlich und in Dauerschleife die Kinder-CD "Ritterland" der Gruppe Sternschnuppe lief. Ich kann die CD gerne mal ausleihen, aber mein Lieblingswort darin ist auf alle Fälle "Brezenstecherritterturnier".) Auch die Prinzen Arnulf und Blacwin traten bei dem Turnier an. Für Blacwin, den Jüngeren, war es ein großer Tag, denn dies war sein erstes Turnier. Arnulf, der Ältere, stand ihm zur Seite. Blacwin musste gegen den Schwarzen Ritter, der standesgemäß zu spät und unter einer bedrohlichen Orchestermusik erschien, antreten. Einmal, zweimal hielt sich Blacwin im Sattel, doch beim dritten Mal gewann der Schwarze Ritter. Arnulf sprang seinem Bruder bei. Er forderte den Ritter, der auch unter dem Namen Graf von Schwarzenburg bekannt ist, heraus. Auch Arnulf schlug sich wacker, doch der Graf besiegte letztendlich auch den älteren Bruder. König Theobald konnte diese Schmach nicht länger ansehen und betrat nun selbst die Arena. Der Schwarze Ritter preschte auf20140711_205806.jpg Theobald zu und erschlug ihn niederträchtig hinterrücks mit dem Schwert. Theobald sank von seinem Pferd und starb. (Wie fies und vor allem wie unerwartet!) Innerhalb von Minuten gab es eine angemessene Feuerbestattungszeremonie für den dahingeschiedenen König. Die Landsleute und Ritter räumten das Feld, nur Arnulf und Blacwin standen leicht bedröppelt da. Der Schwarze Ritter hatte ihnen ihren Vater genommen. Das schrie nach Rache. Konrad von Kaltenberg, die rechte Hand des Königs, beschwichtigte die beiden. Ein alter Freund ihres Vaters (ich weiß den Namen nicht mehr), lehrte junge Recken richtig und ehrenhaft zu kämpfen. Arnulf und Blacwin konnten der bestechenden Logik Konrads nicht widersprechen. So schworen sie Rache an dem Tod ihres Vaters zu nehmen und alles dafür nötige zu tun. Angefangen bei einer Kampfschule. Dort angekommen mussten sie ihre Kampfkünste in einem alle gegen zwei erstmal beweisen. Jämmerlich verloren die beiden Prinzen. Doch das Herz eines Ritters bestach darin, sich nach einer Niederlage erneut aufzuraffen und nicht aufzugeben. Voller Eifer stürzten sie sich in den Unterricht. Nach einiger Zeit hatten sie alles Nötige erlernt. Bei den folgenden Pferdestunts hoffte ich einfach nur, dass bitte bitte bitte alles choreografiert sei. Jeder Sturz, jeder Stolperer und überhaupt alles. Wer mich jetzt beruhigen will, indem er mir sagt bei solchen Shows gilt immer Safety first und da ist alles bis ins kleinste Detail geplant, dann ja ich stimme euch da auch grundlegend zu. Doch wenn auch die anderen Schauspieler erschrocken zucken und so aussehen, als wollten sie ihrem Kameraden gleich zu Hilfe eilen, dann bin ich mir da einfach nicht mehr so ganz sicher. Der Lehrer entließ Prinz Arnulf, den Älteren und Princ Blacwin, den Jüngeren, also aus einem Unterricht und schickte sie in die weite Welt, ihren Schwur zu erfüllen.

Exakt in diesem Augenblick (was für ein Timing) erschien Konrad von Kaltenberg. Unruhen durchzogen seit des Königs Tod das Land und Aufständische wollten ihr Thronrecht geltend machen. Arnulf musste dies unterbinden, indem er zum König wurde. Gemäß seiner Pflicht nahm Arnulf die Bürde König zu sein an. Das Volk jubelte. Nun, da er König war, konnten sie den Schwarzen Ritter finden und töten. Das war zumindest Blacwins Ansicht. Doch ein König musste an das Wohl des Volkes denken. So kam es (ich fasse es nicht, diese Geschichte hat so viele unerwartete Wendungen), dass Blacwin alleine durch das Land zog. "Blacwin schlief nur, wenn er musste und aß, wenn sein Körper ihn dazu zwang." Eines Tages hörte er Gerüchte über einen Feuerkult, der im dunkelsten Herzen des Dunklen Waldes, sein Lager hatte. Er gab nichts auf die Gerüchte, bis er vernahm, dass ein in Ungnade gefallener Ritter ihr Anführer war. Blacwin wurde hellhörig und zog los, den Feuerkult zu finden. Nach einer langen, beschwerlichen Reise kam er an sein Ziel. Er hatte es kaum zu hoffen gewagt, doch Graf von Schwarzenburg, der Schwarze Ritter, stand in voller Größe vor ihm. Tapfer kämpfte Blacwin gegen ihn, doch der Schwarze Ritter war ihm mit Hilfe seiner Schergen überlegen. Der Schwarze Ritter brach Blacwins Willen, flößte ihm ein dampfendes Getränk ein und brandmarkte ihn mit seinem Wappen. Von nun an war Blacwin nichts weiter als ein willenloser (dahinsabbernder) Sklave des Schwarzen Ritters. Er vergaß seine Rache, seinen Vater, seinen Bruder und den Schwur.

 

So sollte also auch der Tag kommen, an dem sich der Tod Theobalds zum ersten Mal jährte. Dies nahm König Arnulf zum Anlass, einen Tjost zu veranstalten. Alle Edelmänner aus Franken, Milano und Österreich waren gekommen. Wo der Bayer hin war - man weiß es nicht, man munkelt nur. Der Kampf war in vollem Gange, als auch der Schwarze Ritter erschien. Ein Raunen ging durch die Menge. Wie konnte er es nur wagen. Quasi im Handumdrehen besiegte der Schwarze Ritter alle Edelmänner. König Arnulf kochte unter seiner Krone. Fordernd verlangte er nach seinem Helm. Konrad bat ihn, nicht den gleichen Fehler zu begehen wie sein Vater. Was sollte aus dem Volk werden, wenn auch Arnulf starb und seit Monaten keine Nachricht von Blacwin am Hofe eingegangen war. Doch Arnulf hörte nicht auf Konrad und trat gegen den Schwarzen Ritter an. Lanzen splitterten und Pferde wieherten. Das Volk zuckte und hielt den Atem an. Es schien so, als seien der Schwarze Ritter und König Arnulf gleich stark. Plötzlich flogen beide aus dem Sattel und landeten im Staub. Der Kampf sollte also zu Boden weitergehen. König Arnulf verlangte nach seiner Streitaxt, der Schwarze Ritter nach einem Morgenstern. Brutal gingen die beiden aufeinander los. Je länger sie miteinander kämpften, desto verwirrter wurde König Arnulf. Diese Ungestümtheit kam ihm bekannt vor. Es schien, als würde er diesen Kampfstil seit Ewigkeiten kennen, man könnte sagen von Kindesbeinen an war er an diesen Mut und diese Entschlossenheit gewohnt. Arnulf riss im Eifer des Gefechts den Helm des Schwarzen Ritters vom Kopf und holte schon mit seiner Axt aus, als er ihn enthaupten wollte - da erblickte er das Gesicht seines Bruders. (Leck mich am Allerwertesten, was für ein Twist. Also mit sowas hatte ich jetzt gar nicht gerechnet!!) Der Schmerz der Schläge steckte bei Blacwin so tief, dass ich etwas in ihm rührte. Er begann sich zu erinnern und als er seinen Bruder erblickte, wusste er wieder wo er war. (Also ist die ordentliche Dresche des Bruders so erlösend wie ein Kuss der wahren Liebe? Das ist ziemlich cool.)

Doch die Brüder konnten ihre Wiedervereinigung nicht feiern. Der echte Schwarze Ritter galoppierte in die Arena. Das war alles nur ein Trick von ihm (Nein, wirklich?) Doch nun, da die Brüder wieder zueinander gefunden hatten, konnte sie nichts aufhalten. Außerdem erhielten sie Unterstützung von ihren Wachmännern und schneller als jemand "JUBEL" rufen konnte, kloppten sich ca. hundert Kämpfer in der Arena. Was für eine Schlacht, was für ein Getümmel! Plötzlich lagen alle Nebendarsteller regungslos im Sand. Der Schwarze Ritter stand siegessicher über Arnulf, der sich nur noch spärlich verteidigte. Blacwin wurde von zwei Schergen des Grafen festgehalten. Da hörte Blacwin die Stimme seines Lehrers "Das Herz eines wahren Ritters zeichnet sich dadurch aus, nach einer Niederlage wieder aufzustehen und weiterzukämpfen." Mit aller Macht befreite er sich aus den Händen der Schergen. Arnulf lag inzwischen entwaffnet im Staub. Gerade als der Schwarze Ritter zum finalen Streich ausholen wollte, erstach Blacwin ihn mit dem Schwert. Der kleine Bruder hatte den König und das Königreich gerettet, sowie den Schwur, den Tod des Vaters zu rächen, erfüllt und seine eigene Niederlage überwunden. Er war nun ein wahrer Ritter und ein ruhmreicher Held.

 

König Arnulf bot seinem Bruder an, das Königreich zu teilen. Blacwin lehnte jedoch ab. Er wollte auch die schwarze Rüstung nicht ablegen, sondern, wie schon zuvor durch die Lande streifen. Er wollte Gutes tun und die Fehler des Schwarzen Ritters ausmerzen.

"An diesem Tage sollte ich allerdings noch nichts wissen, von all den Heldentaten, die ich noch vollbrachte, den Landsleuten denen ich helfen würde oder den Frauenherzen, die ich eroberte. Aber das ist eine andere Geschichte."

Den letzten Satz flüsterte ich leise mit. 

 

Ich handklapperte mir die Finger für die Schauspieler wund und lachte. Auch wenn mich die Storyline nicht sonderlich von der Holzbank fegte, war es die Liebe zum Spiel, die mich begeisterte. Außerdem juckte es mir in den Fingern selbst zum Schwert zu greifen. Ich bin so froh, dass nächste Woche wieder ein Bühnenkampfworkshop an der Uni stattfindet.

Inzwischen war es dunkel und die Wolken erstreckten sich majestätisch dunkelblau und schwarz über den Himmel. Feuerkünstler standen auf jeder Bühne und zeigten ihre Künste. Ich war und bin verzaubert. Mein Wunsch: ich brauchte dringend eine mittelalterliche Gewandung, gar nichts Pompöses, sondern einfach und schlicht. Dann nehme ich mein Schwert und meinen Beutel und begebe mich auf Wanderschaft. Mal sehen, was mir Abenteuerliches geschieht.

 

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P.S. Falls jemand das kursiv- oder fettgeschriebene verwirren sollte. Kursiv = Gedanken meines kleinen Hirns, während der Show und beim Schreiben; Fett = Erzähler der Showgeschichte

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